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Während der Sommerpause vom 1.-31.8.2003 zeigt die Galerie Jette Rudolph die Skulptur "Lüftlhaus" von Caro Suerkemper im Schaufenster des Ausstellungsraums.

Caro Suerkemper zielt mit ihrer künstlerischen Arbeit auf das Exponieren absurder Kontexte zwischen Öffentlichem und Privatem. Bereits 1999 inszenierte sie in den Räumen einer Musterwohnung auf der Essener "Magarethenhöhe", einer vom Bauhaus beeinflussten Wohnsiedlung aus den 20er Jahren, das zeittypische bürgerliche Interieur in Kombination mit ihren morbiden Aquarellen als eine Rauminstallation, die auf die sprichwörtlichen Kratzer im Lack der heimeligen Gemütlichkeit hinwies.

Nun entstand während Suerkempers diesjährigen Aufenthaltstipendium auf Schloss Balmoral in Bad Ems die Skulptur eines fast mannshohen Hauses, welches die Künstlerin mit einer eingebauten Treppenflucht in folkloristisch anmutender Holzschnitzerei, einem floralen Tapetenornament sowie ihren Aquarellen ausstattete. In der Präsentation ihrer Miniaturausgabe eines Hauses greift Suerkemper auf die autonome Welt des Karussells zurück, indem sie ihr Objekt sich mit 1 Umdrehung/ Minute um die eigene Achse drehen lässt. Auf diese Weise versperrt sich die Skulptur des Hauses dem Betrachter und seinem Wunsch der Unmittelbarkeit des sich Darin-Befindens, macht es ihm unmöglich, einzutreten in das äusserlich anheimelnde Ambiente. Auch die beobachtende Funktion des Passanten, das Haus im Vorbeigehen und zur Gänze zu betrachten, wird negiert, da sich das autonom drehende Haus dem Blick entzieht. Dem Voyeur bleibt nur die flüchtige Wahrnehmung des Inneren durch die erleuchteten Fenster, wo er absurder Szenen gewahr wird wie der eines Bildes mit dem Portrait eines leblosen Frauenkopfes oder eines an einem Kleiderbügel erhängten und beinahe formlosen Hirsches aus Fensteracrylfarbe.

Das Haus selbst gleicht dem Prachtstück eines idyllischen Bergdorfes: es ist reich mit Lüftlmalerei verziert, der typischerweise im Alpenraum vorzufindenden Fassadenmalerei, die sich durch traditionelle Verzierungen, sowie mythologische oder religiöse Motive wie Schutzheilige auszeichnet. Doch was immer sich innerhalb von Suerkempers Lüftlhaus abspielt; seine geschmückte Fassade verweist auf die Verzierung an sich, die gleichsam den urbanen Raum ausmacht und so zeigt, dass das Pittoreske samt der hintergründigen Grausamkeit unabhängig von lokalen Bezugspunkten eine Union bilden.

Caro Suerkemper 1964 geboren in Stuttgart; lebt u. arbeitet in Berlin. 1997 Kunstfonds Bonn; 1998 Stipendium Junge Kunst Essen; 2003 Stipendium Bad Ems (Katalog). Ausstellungen 2003: Galerie Jette Rudolph Berlin; Lindig in Paludetto Nürnberg (?); Wheeling, POST Los Angeles. 2004: Städtische Galerie Waldkraiburg (Katalog); Galerie der Stadt Stuttgart (Katalog). Pressetext

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Caro Suerkemper - Lüftlhaus