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Zum ersten Mal präsentiert die GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst in Zusammenarbeit mit dem Kunstverein München Cathy Wilkes’ Werk in einer institutionellen Einzelausstellung außerhalb Grossbritanniens. In Bremen werden zwei eigens aus diesem Anlass entstandene Installationen der Künstlerin gezeigt. Sie werden durch kleinere Raumassemblagen und Gemälde ergänzt. Zusätzlich ist erstmals auch Wilkes’ Archivmaterial zu sehen, eine wichtige Quelle zum Verständnis ihres künstlerischen Schaffens.

Wilkes’ Werk bewegt sich zwischen raumgreifenden Installationen aus gefundenen Materialien wie Einmachgläsern, Stofftieren, Werkzeug und ähnlichem und kleinformatigen, abstrakten Gemälden. Während die teils großflächigen Materialakkumulationen aufgrund ihrer Zusammenstellung aus alltäglich Bekanntem an kollektiv Gewusstes andocken, wirken die Gemälde in ihrer abstrakten Formensprache rätselhaft entrückt. Zusammen entfalten sie ein Spannungsverhältnis, in dem die starke Materialität beide Gattungen zusammenschließt und unterschiedliche Perspektiven auf ein Werk eröffnet, das auch in der Malerei deutlich von bildhauerischen Fragestellungen geprägt wird.

In ihren Bodenarbeiten vereint Wilkes alltägliche, bekannte Fundstücke, die sie für jeden Ausstellungsort neu konzipiert oder zueinander in Beziehung setzt. Hierin agieren die von ihr zunehmend eingesetzten menschlichen Nachbildungen wie Schauspieler. Sie übernehmen Rollen zwischen Passivität und Aktion, spielen den meist weiblichen Part der fürsorgenden Mutter, der Heroe oder vom Zerfall bedrohten Kriegerin und umkreisen Themen wie „Tod“, „Geburt“ oder die Suche nach dem Standpunkt in der Welt.

Konkrete Anknüpfungspunkte werden in den Installationen und Gemälden von abstrakten Formen ergänzt. Auf diese Weise stehen Abstraktion und Gegenständlichkeit, Konkret- und Offenheit, Pathos und Zurückhaltung, Autobiografisches und Allgemeines in einem zufällig wirkenden, aber äußerst präzise gesetzten Reibungsverhältnis. Im Ergebnis sind Wilkes’ Arbeiten narrativ, ohne eine konkrete Geschichte zu erzählen, und biografisch, ohne den Betrachter/innen die Möglichkeit auf eigene Sichtweisen zu nehmen. Wilkes stellt Fragen nach den Grundpfeilern unserer Existenz und scheut sich dabei nicht vor pathetischen Gesten, Intuition und offensichtlicher Subjektivität, so verfemt diese Mittel in der eher konzeptuell geprägten Sprache aktueller Kunst auch sein mögen. Sie ist nicht auf der Suche nach Antworten, sondern konstatiert zunächst einmal das einfache Da-Sein bestimmter, existentieller Befindlichkeiten. Dabei werden Wilkes’ Werke immer von einem großen Interesse an bildhauerischen Fragestellungen und Traditionen getragen und erproben skulpturale Parameter wie Raum, Volumen, Distanzen und Formgebung.

Cathy Wilkes wurde 1966 in Belfast geboren und lebt in Glasgow. Sie wurde 2002 mit dem Baloise Art Prize ausgezeichnet und war 2008 für den Turner Prize nominiert.