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Das komplexe soziale Gewebe von persönlichen Erfahrungen und den öffentlichen Anforderungen, denen das Individuum der globalisierten Gesellschaft heute auf vielfältige Art und Weise ausgesetzt ist, wird in Charlotte Ginsborgs Filmen in einer intensiven Bildsprache greifbar, ohne eine eindimensionale und wertende Position einzunehmen. Vielmehr erscheint in ihren Arbeiten eine luzide formale sowie inhaltliche Präzision auf, das Öffentliche und Private jenseits aller allgemeinen Festschreibungen als aufeinander bezogene, jedoch spannungsreiche Sphäre des postmodernen Lebens vorzustellen. Ginsborg nimmt dabei die Widersprüchlichkeit der Frage einer klaren oppositionellen Gegenüberstellung von sozialen, individuellen Erfahrungen und beruflichen Anforderungen an den Einzelnen in den Blick, um eine klare Trennung der beiden Bereiche im Rahmen der Erzählformen ihrer Filme und der darin angesiedelten Aussagen zu negieren. Vielmehr verschränken sich diese Bereiche und werden bei Ginsborg zu einer intimen Erzählung von Lebensentwürfen, Erfahrungen und der Auseinandersetzung mit den Mechanismen unseres Alltagslebens in einer globalisierten Gesellschaft. Gerade durch die reduzierte und stringente Vermittlungsweise der Filme eröffnet sich ein höchst sensibler Zugang zu der Frage nach der Gewichtung beider Lebensbereiche und des andauernden Spannungsverhältnisses, welches sich für den Einzelnen aus der Verortung zwischen dem Öffentlichen und dem Privatem ergibt.

Die Filme von Charlotte Ginsborg bilden auf ihre erzählerische Art und Weise einen Fächer unterschiedlichster formaler sowie inhaltlicher Fragestellungen, die unmittelbar aufeinander bezogen erscheinen. Erst im Laufe der Auseinandersetzung mit den komplexen Erzählsträngen wird offensichtlich, dass es sich um konstruierte, nur im Stile einer Dokumentation gefertigte Filme handelt, die über einen klar intendierten Handlungsrahmen verfügen und immer wieder auf die grundlegende Infragestellung der Verortung des Einzelnen im Kontext von Öffentlichem und Privatem verweisen. Durch den pseudo-dokumentarischen Stil der Filme gewinnen die Erzählungen der Protagonisten und der jeweilige Handlungsraum eine Präsenz, um persönliche Erfahrungen und die Behauptung des Einzelnen als Individuum in der globalisierten Gesellschaft ohne dogmatische Schärfe zu vermitteln. Die Realitätsbestimmung des Gezeigten erschwert sich für den Betrachter durch diesen Stil und verweist damit unmittelbar auf die inhaltliche Ebene von Ginsborgs Kunst, der hellsichtigen Frage nach den Reibungspunkten von Disziplin, Kontrolle und des doch immer wieder erkennbaren Aufblitzens eines Zwischenraumes, in dem emotionale Momente des individuellen Erlebens sich gegenüber den Zurichtungen der globalisierten Gesellschaft positionieren.

Charlotte Ginsborgs Arbeiten wurden in einer Vielzahl von Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt; darunter Videonale 12, Bonn 2009, roArtaTorio, Paris, Centre pour l’image contemporaine, Genf, und bei ArtSway, Hampshire, alle 2008 Charlotte Ginsborg lebt und arbeitete in London, UK.