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In seiner ersten Einzelausstellung in Berlin unter dem Titel „F for Fake“ präsentiert der schwedische Künstler Christian Andersson Zeichnungen und Installationen, die den Betrachter herausfordern, die eigene Wahrnehmung zu überprüfen. Titel der größten Installation sowie der Ausstellung selbst lehnen an den gleichnamigen Orson Welles- Film von 1976 an, der Fälschungen und Menschen, die von Fälschungen leben, dokumentiert. Der Titel liest sich in diesem Zusammenhang wie eine Ankündigung: Hier wird mit visuellen Tricks und optischer Täuschung gearbeitet. Um das Wahrheitsverständnis des Betrachters zu hinterfragen, fertigte Andersson Stühle, die wie von Zauberhand ihre Farbe wechseln, Badezimmerspiegel, die plötzlich aufdecken, was hinter ihnen verborgen liegt und Lichtquellen, die wider Erwarten keinen Schatten werfen. Seine Arbeiten sind eine Reminiszenz an Dan Grahams Spiel mit Wahrnehmung und sind durchsetzt mit Anleihen aus der Populärkultur der 1960er und 1970er wie Lavalampen, Bildwelten des Science Fiction und Zitate des Autors Philip K. Dick.

Im Zentrum der Ausstellung steht die Installation „F for Fake“. Sie zeigt eine von einem Scheinwerfer lilafarben angestrahlte Wand der abgedunkelten Galerie. Auf dieser zeichnen sich zwei scharfe Umrisse des Stativs und des Scheinwerfers in verschiedenen Perspektiven ab ohne Rückschlüsse auf die Lichtquelle zuzulassen. Der Betrachter wird hier durch die zwei Silhouetten statt einer mit einer visuell provozierenden Situation konfrontiert. In der somit zur Schau gestellten Reflexion über Realität und Täuschung erinnert „F for Fake“ an Bruce Naumans spiralförmige Neonschrift „The True Artist Helps the World By Revealing Mystical Truths“ (1967). Eine weitere Arbeit der Ausstellung ist die Installation „The Philadelphia Experiment“. Christian Andersson präsentiert hier eine Videokassette in einer Vitrine, die auf unheimliche Weise ohne ersichtlichen menschlichen Eingriff vibriert. Die Art der starken Bewegung des Objektes ruft Assoziationen an einen Umwandlungsprozess wach. Titel und Inhalt des Kunstwerkes verweisen auf den Film „The Philadelphia Experiment“ (1984), in dem ein amerikanisches Schlachtschiff verschiedenen Verschwörungstheorien zufolge 1943 im Zuge einer elektromagnetischen Versuchsreihe verschwand. Mit dieser Arbeit dokumentiert Christian Andersson genau diesen Moment, wo sich Gegenstände oder Vorstellungen in Luft auflösen oder einer Wandlung unterzogen sind.

In seiner Arbeit betont der Künstler ein Thema, das sich wie ein roter Faden durch die Kunstgeschichte zieht: die fragile Seite der Wahrnehmung. Anderssons Vorgehen weist phänomenologische Züge auf, indem er die Fragen „Was ist real? Was betrachten wir als Realität und was als Illusion?“ umkreist. Er vermittelt dem Betrachter, dass das, was wir sehen, nur ein Modell ist, ein spekulatives Experiment, das auch ganz anders aussehen könnte. Dabei ist der Künstler insbesondere an dem Moment interessiert, der folgt, wenn der Betrachter sich bemüht, wieder in die normale und logische, d.h. sichere Denkweise zurückzukehren. Denn Christian Andersson ist überzeugt davon, dass diese Momente des visuellen Überraschungseffekts und Zweifelns eine Reflexion nach sich ziehen – über Regeln, Strukturen, Räume und Wahrheiten.

Christian Andersson wurde 1973 in Stockholm geboren. Er lebt und arbeitet in Malmö. Der Künstler präsentierte seine Arbeiten in mehreren Einzel- und Gruppenausstellungen, unter anderem: A Whiter Shade Of Pale, Studio A, Otterndorf, 2005; ADAM, Smart Project Space, Amsterdam, 2005; Göteborg International Biennial for Contemporary Art, Göteborg, 2005; OK/Okay, Swiss Institute/Grey Art Gallery, New York, 2005; The Invisible Insurrection of a Million Minds, Sala Rekalde, Bilbao, 2005.

Pressetext

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Christian Andersson: F FOR FAKE