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Christian Marclay : SOLO , 2008 ( Single channel video / DVD, 17 min.)

„Solo ist sowohl ein Einkanal-Video, als auch eine musikalische Komposition und führt Christian Marclays unentwegte Untersuchung der Beziehungen zwischen Performance, Bild und Ton fort. Mit diesem neuen Video vertieft der Künstler die Erkundung der Tropen der Rockgitarre und ihre anthropomorphen Assoziationen.

Das Video beginnt mit einer jungen Frau, gespielt von der Schauspielerin Tree Carr, die in einem Proberaum auf eine elektrische Gitarre trifft. Sie beginnt, die Gitarre spielerisch zu erkunden. Sie berührt den Gitarrenhals und die Saiten, um heraus- zufinden, welche Töne sich dem Instrument entlocken lassen. Anfangs geht sie noch sanft und behutsam vor, improvisiert aber schon bald mit mehr Selbstvertrauen und erhöhter Intensität. Sie zupft, schlägt und kratzt die Saiten und benutzt schließlich ihren gesamten Körper, um mit der Gitarre auf geradezu sexueller Weise zu kooperieren und zu spielen. Die daraus resultierende Komposition erinnert stark an Selbstbefriedigung, von der Erregung zum Orgasmus, von zarten zu lauten und verzerrten Tönen bis hin zum finalen Feedback.

Das Gitarrenspiel erinnert an Experimente von Gitarristen wie Fred Frith und Keith Row, die die Instrumente auf eine Tischplatte legten und sie mit Papier, Drum Sticks, Schneebesen, Pinseln, Saiten, Ketten, Motoren und anderen gefun- denen Objekten bespielten.

Die kulturellen Assoziationen und das expressive Potenzial dieses ikonischen Objekts hat Marclay bereits in seinen Arbei- ten ÑProsthesisì (2001) ñ einem Silikonabdruck einer Bassgitarre ñ und ÑGuitar Dragì (1999) ñ einem Video, in dem eine elektrische Gitarre hinter einem Pickup hergezogen wird ñ erkundet. Die E-Gitarre mit ihren sinnlichen Kurven und der ihr immanenten Verknüpfung mit dem Rock'n'Roll ist ein stark suggestives Symbol für Jugend, Rebellion und Sex. Auch in der Kunstgeschichte spielt die Gitarre eine wichtige Rolle: von Vermeers ÑDie Gitarrenspielerinì, in dem eine junge Frau sinnlich den Hals ihrer Gitarre umfasst, bis zu Picassos und Gris Darstellung der Gitarre in kubistischen Stillleben.

Marclay baut diese Tradition aus und erweitert die erotischen und sexuellen Assoziationen der Gitarre.

Marclay hat an vielen internationalen Ausstellungen teilgenommen. Einzelaustellungen u.a. im Musée d’art contemporain, Genf (2008), Australian Center fort he Moving Image, Melbourne (2007), Moderna Museet, Stockholm (2006), Barbican Art Gallery, London (2005), Seattle Art Museum, Seattle (2004), Tate Modern, London (2004), Hammer Museum, Los Angeles (2003) und San Francisco Museum of Modern Art, San Francisco (2001).

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Christian Marclay: SOLO