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In der Ausstellung Krautkamerad, der dritten Einzelausstellung von Christoph Dettmeier (*1966, lebt und arbeitet in Berlin) in der Galerie Schmidt Maczollek, setzt sich der Künstler mit der Psychologie von Architekturen auseinander.

Dettmeiers Werk ist medial vielseitig angelegt und thematisch verknüpft: Neben seinen jüngsten fotografischen Serien, Papierarbeiten und einer Diaprojektion stellt er eine raumfüllende Bodenarbeit vor.

Die zentrale Installation der Ausstellung ist eine ca. 200 x 400 cm große Architekturlanschaft. Dettmeier wählt als Baumaterial ein Sand-Gips-Gemisch, was den Betrachter zunächst an Sandburgen denken lässt. So vergänglich wie diese sind — zumindest an Strand und Spielplätzen — so bedeutungsschwer ist die Materialwahl in diesem Fall. Es erweist sich als Miniatur des für Köln im „Dritten Reich” geplanten, aber nie ausgeführten Gauforum Deutz, das die Nationalsozialisten als „Tor zum Westen” verstanden. Dettmeier reflektiert damit die maßlose Ruinenwerttheorie von Albert Speer. Der Vorzeigearchitekt des „Dritten Reichs” glaubte, „die Verwendung besonderer Materialien sowie die Berücksichtigung besonderer statischer Überlegungen [werde] Bauten ermöglichen, die im Verfallszustand nach Hunderten oder [so rechneten wir] Tausenden von Jahren etwa den römischen Vorbildern gleichen würden.”

Der Ausstellungstitel bezieht sich auf ein Stück des Düsseldorfer Elektronik-Trios Stabil Elite, das die Diaprojektion mit dem gleichen Titel musikalisch begleitet. Zu sehen sein werden in dieser Serie verlassene Ortschaften des rheinischen Braunkohletagebaugebietes bzw. die „Neu”-Dörfer der umgesiedelten Bewohner. Es entstehen immer wieder merkwürdige Ansichten der Einöden, Industriebrachen sowie der vergessenen oder im Umbruch steckenden Orte.

Auch die Motive seiner Fotoserie Ride 'Em Jewboy (nach einem Song des jüdischen Countrysängers Kinky Friedman) wählte Dettmeier mit Vorbedacht: Seine Ansichten zeigen etwa das tschechische Terezin — im Zweiten Weltkrieg war dort ein Deportationslager — oder den Berliner Hauptbahnhof, ehemals der zentrale Umladeplatz auf dem Weg ins Konzentrationslager.

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Christoph Dettmeier
Krautkamerad