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Christoph Girardet (geb. 1966) und Matthias Müller (geb.1961) arbeiten künstlerisch eigenständig in den Bereichen Film, Video und Fotografie. Darüber hinaus entwickeln die beiden Künstler seit 1999 ein filmisches Gemeinschaftswerk, das im Kunstverein Hannover erstmals umfassend präsentiert wird.

Für ihre Filme verwenden Girardet und Müller vorwiegend existierendes Filmmaterial (found footage), das sie zu neuen Arbeiten kombinieren. Die Auseinandersetzungen mit dem Medium Film fügen sich zu intensiven Bildkombinationen und Filmcollagen, die neue Bedeutungsebenen entfalten.

So entstand 2008 mit »Locomotive« ein rasantes Video-Triptychon mit Eisenbahnszenen aus Hunderten von Spielfilmen. Abschied und Ankunft, Ende und Neubeginn, Exotismus und Abenteuerlust verschränken und verdichten sich zu einer spannenden neuen Erzählung.

»Meteor« aus dem Jahr 2011 zeigt sich als filmische Metapher kindlicher Sehnsucht und Imagination. Zusammengesetzt aus Spielfilmbildern, entwurzelten Märchenfragmenten und altem Science-Fiction-Material, inszeniert »Meteor« die kindliche Vorstellungswelt an der Schwelle zu Selbstfindung und Loslösung. Schwarz-weiße Ausschnitte von aggressiven, ängstlichen oder verträumten Jungen aus Filmen von Jean Vigo, Ingmar Bergman oder François Truff aut verschmelzen mit farbglühenden Bildern durchs All rasender Raketen oder kosmischer Objekte aus dem Science-Fiction-Genre.

Das Sehen und Wahrnehmen thematisieren Girardet und Müller mit der eindrücklichen, mehrfach preisge krönten Arbeit »Contre-jour«, 2009. Aus dunklen Gegenlichtbildern und gleißendem Licht inszenierten Girardet und Müller einen blitzenden Kampf zwischen Hell und Dunkel. Licht wird auf die physische Erfahrung zurückgeführt, der gemäß sich die Wahrnehmung des Bildes erst langsam entwickeln muss.

Die Werkschau im Kunstverein Hannover betont bewusst die Positionierung der Arbeiten zwischen Film und Bildender Kunst. So wurden die Filme einzeln sowohl auf Filmfestivals wie Cannes, Venedig, Berlin, Rotterdam, New York und Oberhausen als auch in Museen und Ausstellungshäusern wie dem Walker Art Center, Minneapolis, dem Bozar – Palais des Beaux-Arts, Brüssel, der Tate Modern, London, den Deichtorhallen, Hamburg und im EYE Filminstitute, Amsterdam präsentiert. Christoph Girardet und Matthias Müller wurden bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter 1999 der Preis der deutschen Filmkritik, 2004 der Marler Videokunst-Preis, 2006 der Prix Canal + du Meilleur court métrage auf den Filmfestspielen von Cannes und der Deutsche Kurzfilmpreis sowie 2012 der Arte Kurzfilmpreis.