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Eröffnung: 23.09., 19 Uhr

„Auch wenn Musen und Modelle die Ateliers längst verlassen haben, der Kaffee noch so bitterkalt geworden ist, und das Telefon noch so smart klingelt, so werden KünstlerInnen noch nicht so schnell angeben, im Büro angekommen zu sein“. (Künstlerkollege von Christoph Meier aus Wien)

Ja, wie steht es heute um das Künstlertum? Was geschieht im Atelier? Warum braucht es noch den Ausstellungsraum und was passiert da eigentlich?

In seiner ersten institutionellen Einzelausstellung in Deutschland untersucht Christoph Meier (*1980, lebt und arbeitet in Wien) den Raum als Ort sozialer Interaktion und fragt nach den Bedingungen zeitgenössischer Kunstproduktion und ihrer Präsentation. Das Publikum wird Teil einer realen, raumgreifenden, architektonischen Struktur, die den Kunstverein als Ort der Behauptung und der Spekulation versteht.

Zu Meiers grundlegender Arbeitsweise gehört das Ortsspezifische. Seine raumgreifenden Installationen reflektieren stets den Charakter und die Eigenheiten ihres Entstehungsortes und äußern durch bewusste Setzungen eine Form von Theatralik. Es sind Behauptungen von Raum, Struktur und Architektur, die sich im selben Moment als solche entlarven und hinterfragen. Meiers Kunstwerke fokussieren immer soziale Fragen – sei es durch die Kommunikation der Arbeiten mit den RezipientInnen, Kollaborationen mit KünstlerInnen oder performative Momente. Sein Material ist dabei bewusst gebräuchlich und aus dem realen Leben vertraut. Die häufig abstrakten Formen stehen repräsentativ für bestimmte Handlungen und Narrationen.

Für seine Einzelausstellung in Hamburg entwickelt Meier eine Struktur aus Bambusstangen und Verbindungselementen; eine temporäre und rational wirkende Architektur, die sich vor dem Hintergrund der bestehenden Architektur ausdehnt, diese aber auch erweitert. So bricht die Struktur aus dem gegebenen Raum heraus und wird übergriffig, wenn sie autonom den ihr zugewiesenen Platz verlässt. In ihrer Systematik, die auf Gleichförmigkeit und Repetition referiert, stellt die Installation ästhetische Bezüge zum Minimalismus her, verneint diese aber gleichzeitig durch das Formulieren einer Pseudo-Funktionalität. Die so umrissenen identischen Raumsegmente wiederholen sich, ohne Rücksicht auf ihre architektonische Umgebung zu nehmen. Auf diese Weise strukturiert Meier den Ausstellungsraum, beansprucht und behauptet ihn.

Er fügt Serien von Wandarbeiten und Skulpturen hinzu, die sowohl das Repetitive des Displays aufgreifen, als auch ihre Weise der Platzierung im Raum wiederholen. Es scheinen Arme aus der Wand hervorzubrechen oder Arbeiten sind so in die Wand eingesetzt, als wüssten sie selbst nicht, ob sie Wand spielen, Trägermedium sind oder ein autonomes Werk. Meier verbindet die abstrakten und architektonischen Konzepte des Ausstellungsraums zu einem sozialen Gefüge rund um die narrativen und performativen Potenziale der beteiligten Medien. Er integriert und visualisiert die Methoden und Strategien seiner Praxis, der eine ironische Reflexion über das Produzieren und Ausstellen zeitgenössischer Kunst zugrunde liegt. Und wenn er dazu Schnaps kredenzt, zielt er bewusst auf die Wahrnehmung des Betrachters.

Christoph Meier (*1980, lebt und arbeitet in Wien) hat von 2003–2009 Kunst bei Heimo Zobernig an der Akademie der Bildenden Künste in Wien studiert. 2008 besuchte er die Glasgow School of Art, nachdem er zwischen1999–2005 an der TU in Wien ein Architekturstudium abgeschlossen hatte. Ausgewählte Ausstellungen wurden u.a. in Portland Institute for Contemporary Art, USA, Austrian Cultural Forum, NY, Triennale di Milano, 21er Haus, Wien, Galerie Kamm, Berlin, Kunsthaus Graz, In Extenso, Clermont-Ferrand, Galerie RDV, Nantes, Kunstraum Niederösterreich, Wien, Centre Pompidou, Paris, Nam June Paik Art Center, Seoul, Kiosk – Royal Academy of Fine Arts, Gent, Nosbaum & Reding Art Contemporain, Luxemburg, Groeningenmuseum, Brügge, Generali Foundation, Wien gezeigt.

Zur Ausstellung erscheint eine Monographie bei Mousse Publishing, die gemeinsam mit Kiosk in Gent und dem Casino Luxembourg in Luxemburg produziert wird.

Wir danken für die freundliche Unterstützung der Kulturbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg, dem Bundeskanzleramt Kultur und Kunst Österreich und dem Österreichischen Kulturforum in Berlin.