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Von 'Killergame' und Karikaturenstreit bis zu Raubkopie und Radikaldemokratie zeichnen sich im digitalen Raum neue Fronten ab. Versuche, den Informationsfluss im Internet zu kontrollieren oder zu zensieren, verschärfen den Streit, erscheinen sie doch als Angriffe auf das Ideal der freien Kommunikationsgesellschaft.

Die offene, partizipative Ausstellung FEINDBILD 2.0 der Künstler Christoph Wachter & Mathias Jud zeichnet die Konturen des digitalen Bilderstreites nach und stellt Verbindungen zu historischen Konflikten um Freiheitsrechte, Tabus und Indizierungen her. Der Kunstraum wird durch Wachter & Jud zur Versuchsanordnung, um explizite Darstellungen von Gewalt und Körpern sowie von politischen und religiösen Zeichen verhandeln zu können. Netzkulturen und Ausstellungsbesucher/innen sind eingeladen, in die Installationen direkt einzugreifen und mitzuwirken, die streitbaren Bilder in kunsthistorischer wie ethischer und ästhetischer Hinsicht neu zu ergründen.

Christoph Wachter & Mathias Jud haben vor, in der Laufzeit der Ausstellung vor Ort ansprechbar zu sein und die einzelnen Installationen und gedanklichen Ansätze innerhalb der Ausstellung wie auch im Netz (www.feind-bild.net) in einem möglichst offenen Austausch mit weiteren interessierten Beitragenden kontinuierlich weiterzuentwickeln.

Gern können sich Gruppen interessierter Erwachsener oder Jugendlicher zu Gesprächsterminen, Führungen oder Workshops anmelden.

FEINDBILD 2.0 von Christoph Wachter & Mathias Jud als offene Plattform ist das zweite Projekt in der Reihe wire / less zu Kunst und Medientechnologie im Kunsthaus Dresden und wird von der Stiftung Pro Helvetia, Zürich gefördert.

Zum Hintergrund der Künstler:

Das 2007 begonnene Projekt „picidae (Mauerspecht)“ von Christoph Wachter & Mathias Jud erhielt im Rahmen der CynetART 08 den Förderpreis der Staatsministerin für Kunst des Freistaates Sachsen und sowie 2008 den Preis der Transmediale in Berlin. Mit diesem Netzkunstwerk, schufen Wachter & Jud ein Instrument, mit dem sich die Internetzensur in Ländern wie China abbilden, aber auch umgehen lässt. Auch in Europa ist das Projekt Prüfstein für die zunehmende Steuerung und Manipulation des Internets.

Christoph Wachter (1966 geboren in Zürich) Mathias Jud (1974 geboren in Zürich), beide leben und arbeiten in Berlin

Christoph Wachter und Mathias Jud arbeiten seit 2000 gemeinsam. In ihren netzbasierten Projekten untersuchen sie die soziopolitischen und ethischen Grauzonen und Grenzen von bildhafter Sichtbarkeit in multimedialen Informationsgesellschaften und erforschen Bereiche des individuellen Betrachtens zwischen Wirklichkeit und Abbild.

Ihre 2008 entstandene Arbeit „Wang Ba“ (Chinesisch für Internet Café), eine vielschichtige Installation, die zugleich realer Treffpunkt und lokaler Sozialraum wie auch ein virtuelles Netzwerk und globale Kommunikationsplattform ist, wurde für die Manchester Art Gallery entwickelt und mit dem Futuresonic Award in Manchester prämiert. Auch „New Nations“, ihr bisher jüngstes Projekt, gefördert vom Schweizerischen Bundesamt für Kultur analysiert die Machtstrukturen des Internets und ermöglicht über interaktive Plattformen unterdrückten und/oder um Autonomie kämpfenden Gemeinschaften mittels eigener Nameserver und eigener Staatenkennung auf mikropolitischer Ebene wahrgenommen zu werden und zu kommunizieren. Eine Installation zu dem Projekt „New Nations“ war als Beitrag zur CYNETart 2009 in Hellerau zu sehen.

Ihr 2000 begonnenes und bis heute aktives Projekt „Zone* Interdite“ wurde von der Werkleitz Gesellschaft in Halle mit dem Emare Preises ausgezeichnet. Es erhielt ebenfalls Preise bei der Ars Electronica Linz und im Rahmen des Internationalen Dokumentarfilmfestivals Kassel (Golden Cube). Das Projekt beschäftigt sich mit dem Abbildungsverbot militärischer Zonen und erstellt aus der dennoch existierenden Anzahl von medialen Bildern dieser Zonen virtuell begehbare 3-D- Konstruktionen dieser Orte wie zum Beispiel das Kindergefängnis in Guantanamo wie auch Gefangenenlager in Afghanistan und im Irak. www.zone-interdite.net

Projekte von Mathias Jud und Christoph Wachter wurden vielfach international ausgestellt (darunter im [plug.in] Museum für Medienkunst Basel (2006), zur Ars Electronica, Linz (2006), zum Shift Electronic Arts Festival, Basel (2007), zum FILE, Electronic Language International Festival, Rio de Janeiro (2007), zur Transmediale, Berlin (2008), bei V2 und im Piet Zwart Institute, Rotterdam (2008), in der Manchester Art Gallery, Futuresonic (2008), in der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst (NGBK), Berlin (2008), im Kunsthaus Dresden (2008), im Kunstmuseum Bonn (2009) und im Wilhelm-Hack-Museum Ludwigshafen (2009) und erhielten eine große Resonanz in internationalen Bild- und Printmedien. (http://www.wachter-jud.net)