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Die magischen Bilder des Christoph Worringer Von Null auf Hundert – so könnte man die Karriere des 29-jährigen Künstlers Christoph Worringer betiteln. Vor kurzem erst schloss er sein Studium an der Kunstakademie Münster ab. Und jetzt sehen wir seine Bilder in einer Einzelausstellung vom 18. Februar bis zum 15. April in der Hachmeister Galerie in Münster, gefolgt von einer Ausstellung in der Lucas Schoormans Gallery in New York. Beteiligungen an der Ausstellung "Face to Face" in der Ausstellungshalle in Münster, in der Hypo-Kunsthalle in München im Juni zum Thema heutiger figürlicher Malerei, zusammen mit immerhin so berühmten Meistern wie Lucian Freud und David Hockney, oder im Diözesan-Museum in Regensburg in diesem Jahr lassen vermuten, daß hier ein "shooting star" auf die Bühne der neuen Malerei getreten ist.

Was läßt diesen jungen Maler so hervortreten aus der Menge der Maler und Malerinnen der heutigen Generation, die zur Figur zurückgefunden haben? Seit den Zeiten der Pop Art bedienen sich die meisten Künstler aus dem unerschöpflichen Fundus zeitgenössischer Medien: Photos aus Zeitungen und Jour-nalen, Film- und Fernsehausschnitte werden als Vorlagen für ihre jeweiligen malerischen Intentionen genutzt. Christoph Worringer hingegen findet seine Anregungen in der Mythologie, der Religion, der Geschichte, der Sagenwelt und großen Epen, den Gemälden alter und jüngerer Meister und verdichtet sie zu absolut zeitgenössischen, aber rätselhaften Bildern.

Der Theologe und Kunstwissenschaftler Reinhard Hoeps merkt in seinem Beitrag zum Ausstellungskatalog der Hachmeister Galerie an: „Christoph Worringers Bilder treten auf, als wollten sie entschlüsselt werden, wobei sie sich gleichzeitig jedoch immer weiter verrätseln, je mehr man sich ihren Details nähert. Trotzdem entbinden sie den Betrachter nicht von der Aufgabe, ihren Sinn durch Strategien der Enträtselung zu suchen. “ Auf den ersten Blick sind es relativ geschlossene Kompositionen, der Bildraum durch eine Farbe charakterisiert. Ähnlich wie auf Bildern der frühen Renaissance sieht man zeitgenössisch gekleidete Menschen in einer Landschaft, vor einem Gebäude oder in einem Innenraum. Beides verbindet sich dabei nur scheinbar, tatsächlich dominieren die Figuren ihren Umraum. Was sie bildnerisch spannungsreich vernetzt, sind eher Blick- und Körperachsen. Versucht man darüber eine Erzählung zu rekonstruieren, so beginnt sich die Szene immer stärker zu verdichten. Wer sind diese Männer, was tun sie genau und was haben sie miteinander zu tun? Welche Rolle spielt die junge Frau? Warum findet sich eine verkleinerte Landschaft zu Füßen der beiden jungen Männer?

Spätestens jetzt fällt auf, daß ein junger Mann und eine junge Frau in unterschiedlicher Haltung in einem Bild wiederholt auftreten, also modellhaft fungieren. Im direkten Blickkontakt sieht man zudem, daß in den Augen nur das Weiße sichtbar ist. Worringer hat den Blick seiner Figuren gelöscht. So bleibt offen, was und ob sie überhaupt sehen. Ist das, was die Bilder zeigen, also vielleicht die Innenschau der Figuren oder sehen sie etwas Drittes, etwas, auf das uns die Bilder verweisen aber selbst nicht abbilden (können)? Was sehen wir aber dann? Während die Gesichtsmimik der Personen nahezu regungslos ist, sind die Gesten, mit der sie eine Handlung ausführen oder auch nur eine Haltung einnehmen, sehr bestimmt. Auch sie sind jedoch nicht individueller Natur, sondern folgen stereotypen Mustern des Setzens, Zeigens und Haltens. Allein die Konstellation und verschiedene Details deuten Zusammenhänge an, in denen diese oder jene Geste mögliche Bedeutung erhält: eine Krone auf dem Kopf, eine Binde vor den Augen oder eine Karte in der Hand. Was wir sehen, sind also nicht Figuren, deren Gesten etwas Bestimmtes bedeuten, sondern Figuren, die uns zeigen, wie wir Bedeutung hervorbringen. Der Bildraum, in dem diese Figuren agieren, kommt einer Theaterbühne gleich. Dabei ist der männliche Akteur immer der Bildautor selbst, oft sogar ein vielfacher Er-Selbst. Gleichzeitig ist Worringer auch der Regisseur, der sich selbst durch den Jahrhunderte alten Schatz der Themen dirigiert. Weil eben diese aus der Geschichte überkommenen Werke zumeist auf allgemeine Verhalte verweisen, also zeitlos sind, betreffen diese Themen auch den Künstler selbst, sind für ihn höchst aktuell. Für den Betrachter, der sich im Dschungel der Rätsel verirrt, behalten Christoph Worringers Bilder letztendlich eine Aura des Magischen.

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Christoph Worringer