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Sprüth Magers Berlin freut sich, zum ersten Mal seit dem Jahr 2004 eine Ausstellung mit neuen Arbeiten von Cindy Sherman in Europa präsentieren zu dürfen. Die vierzehn Farbfotografien setzen Shermans langjährige Untersuchung der Konzepte „Geschlecht“, „Schönheit“ und „Selbstgestaltung“ fort und lassen als neue Leitmotive die Darstellung von Lebenserfahrungen und des Alterns erkennen. Sherman fungiert schon seit über 30 Jahren als ihr eigenes Modell und hat dabei eine außergewöhnliche Beziehung zu Kamera und Publikum aufgebaut. Sie nimmt sich selbst in verschiedensten Verkleidungen und in der Rolle unterschiedlicher Charaktere auf, die erschreckend oder amüsant, geschmacklos oder wehmütig wirken. Die außergewöhnliche Darstellerin ist in der Lage, subtile Veränderungen ihrer Mimik und ihres Körpers mit der Kamera einzufangen, und ist durch geschicktes Anpassen ihrer Gesichtszüge und Manipulation der Umgebung für den Betrachter nicht mehr erkennbar.

Sherman fotografiert alleine in ihrem Studio und nimmt dabei die Rolle der Autorin, Regisseurin, Visagistin, Friseurin, Garderobiere und die des Modells ein. Die Idee und die Erfahrung des Verkleidens und Schauspielens stehen bei Shermans Arbeit im Mittelpunkt, sie behält jedoch jedes Detail der einzelnen Darstellungen genau im Blick. Jedes Stück Haut, jede Haarsträhne, geschminkte Wange oder gerunzelte Stirn sind überlegt inszeniert: So entstehen realistische, aber dennoch merkwürdig undurchschaubare Charaktere. Das Gefühl der Spannung zwischen Pathos und Entfremdung, das Shermans Figuren beim Betrachter hervorrufen, wird durch den immer offensichtlich inszenierten und auffällig treffenden Zusammenhang, in dem sie erscheinen, noch verstärkt. Für ihre neue Serie fotografierte sich Sherman vor einer grünen Wand und fügte ihre Schöpfungen dann digital in Hintergründe ein, die separat aufgenommen und bearbeitet wurden. Die jeweiligen Szenarien lassen die Geschichte, die Shermans Kleidung und Blick erzählen, durchdachter und komplexer wirken.

Alle in der neuen Ausstellung dargestellten Frauen haben ein starkes Bewusstsein für Glamour und soziale Stellung gemeinsam, das im Hinblick auf die heutige Image- und Statusbesessenheit sowohl beunruhigend offenkundig als auch auf bittere Weise treffend erscheint. Auf einem Foto starren die leidenschaftlich stolzen Augen einer Frau vor dem verzerrten und verschwommenen Hintergrund ihres Landsitzes aus einem vom Alter schwer gezeichneten und zerfurchten Gesicht, nur leidlich durch Makeup, gefärbtes Haar und teure Perlen kaschiert. In einem weiteren Werk der Reihe blickt eine Frau mit engem, paillettenbesetzten Rock, unechtem Goldschmuck und extravaganten weißen Kunstnägeln wütend den Betrachter an und scheint ihn herausfordern zu wollen, sie als billig zu bezeichnen oder zerknirscht zuzugeben, dass genau diese Beschreibung auf sie zutrifft. Es ist jedoch letztendlich unmöglich, eine klare Botschaft aus Shermans Arbeit zu lesen. Verschiedene Ebenen von Täuschung und Echtheit wirken und interagieren in ihren Bildern und verkomplizieren so eine direkte Interpretation ihrer Charaktere oder der Geschichten, die sie dem Betrachter erzählen.

Cindy Shermans Arbeiten sind in vielen wichtigen privaten und institutionellen Sammlungen vertreten und werden in bedeutenden Museen weltweit ausgestellt. Große Einzelausstellungen fanden 2003 in der Serpentine Gallery in London und der Scottish National Gallery of Modern Art sowie 1998 im San Francisco Museum of Modern Art statt. Wichtige Gruppenausstellungen wurden 2006 im Palazzo Grassi in Venedig und im Institute of Contemporary Arts in London, im Jahr 2003 im Guggenheim Museum in New York und 2000 im Centre Pompidou in Paris sowie im Museum of Modern Art gezeigt. Sie hat im Laufe ihrer Karriere verschiedene bedeutende Auszeichnungen, unter anderem die John Simon Guggenheim Memorial Fellowship (1983) und die MacArthur Fellowship (1995) erhalten. Cindy Sherman lebt und arbeitet in New York.

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Cindy Sherman