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ANJA CONRAD In der Fotosereie “Sensation of Everyday Life“ geht es um die Wahrnehmung von Alltäg-lichem im Großstadtleben. Es findet eine Verschiebung der Perspektive statt, aus der heraus die Künstlerin ihre Fotos macht. Sie stellt ihre Kamera gern am Boden ab, wie man es eigentlich nur vom Film kennt. Man sieht Füße, Beine, Fußbodenleisten und Steckdosen, auf der Terrasse abgestellte Weingläser oder Mädchen am Rand des Swimmingpools. Mit diesem Ansatz dreht sie den klassischen Blick der 20er-Jahre-Avantgarde um: Statt in die Tiefe der Straße fotografiert sie von unten in den Himmel hinein, wo die Hausdächer im Blauen zusammenzustoßen scheinen. Alltägliches wird neu erlebbar.

BIRGIT JENSEN Gleißend und glitzernd liegt die nächtliche Stadt tief unter dem ins Bild, in die Weite schauenden Betrachter, dynamisieren den Sehvorgang und formieren gemeinsam mit einer Unzahl kleinerer und größerer Lichtpunkte und –flecken die Ansicht nächtlichen Metropolen, u.a. Los Angeles oder New York. Wer jedoch auf das Bild zugeht, kommt der Malerei näher. Die Nahsicht „löst den Illusionsraum in seine Bestandteile auf: das flächige Nebeneinander von jeweils einer Licht- und Dunkelheitsfarbe, gleichmäßig aufgetragen mit Acrylfarbe auf überraschend grober Leinwand.“(J:W. Koerver) Die im Siebdruck technisch mögliche scharfe Konturierung der Rasterpunkte untergräbt die romantisch-malerische Erscheinung der Bilder. Der eigentliche Akt der Wahrnehmung gewinnt an Gewicht. Und so thematisieren Birgit Jensens Arbeiten nicht die vordergründige Bildanalyse, sondern kreisen vielmehr um den Prozess der Hinterfragung von Sehen und Erkennen an der Grenze zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit.

GUDRUN KEMSA Im Mittelpunkt der Arbeit von Gudrun Kemsa steht die Darstellung von Licht, Raum und Zeit. In den seit 1999 entstandenen Arbeiten hat die Künstlerin das Motiv der Bewegung ins Bild gebracht. Während sie in der Videoarbeit merry-go-round (2001) ein nächtliches Kirmeskaroussel mittels Überblendungen in eine scheinbar unendliche Fahrt versetzt, wählt sie bei den Fotoarbeiten längere Belichtungszeiten und bewegt die Kamera selbst im Moment der Aufnahme. Die so entstandenen panoramaartigen Bilder vermitteln den Eindruck von Bewegung und extremer Beschleunigung. „Den nächtlichen Potsdamer Platz in Berlin, jenes städtebauliche Sinnbild für Transitorik, Wandel und Dynamik einer deutschen Großstadt, verwandeln Gudrun Kemsas Bilder in immaterielle Lichtschleusen und wirbelnde Hochhausschluchten, das Innere der Reichstagskuppel erscheint einmal als futuristisches Ufo in gleißendem Licht, dann als chromglänzende Turbine, die den Betrachterblick in ihren Sog zieht.“ (A. Zeising) Die Architektur verschwimmt, wird austauschbar, nur noch in der Erinnerung auf eine Stimmung des Hindurchgehens, Vorbeigleiten, Drehens und Schweben festgehalten. Pressetext

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"City views"
Fotografie, Malerei und Video

mit Anja Conrad, Birgit Jensen und Gudrun Kemsa