press release only in german

Die Buchmann Galerie freut sich, eine neue Bilderserie der englischen Künstlerin Clare Woods (*1972) zu präsentieren: The Dark Matter. Die Arbeiten sind das Ergebnis eines komplexen Prozesses, in dem Fotografien als Skizzen für die Gemälde herangezogen werden. In deren Zentrum stehen ländliche, verlassene Orte, irgendwo zwischen dicht bevölkerten Stadträumen und verlassenen Landstrichen. Für die Aufnahmen ihrer nächtlichen Skizzen setzt Clare Woods oft ein Blitzlichtgerät ein; die Überbelichtung bewirkt eine Auflösung der fotografischen Realität. In dem daran anschließenden zeichnerischen Prozess wählt Clare Woods mit einem Stift interessante Bildelemente aus und schafft dadurch ein Schwarz-Weiß-Muster. Der dritte Schritt wird von einer spontanen Malerei bestimmt, offen für Zufälle oder unwillkürliche Tropfen und Schlieren. Der Bildträger Aluminium bewirkt einen metallischen und zugleich sanften Ton der leuchtenden Farben. Es ist der Kontrast zwischen betont künstlicher Farbe und Sujet, die Natur, der diesen Bildern ihre übernatürliche und leicht bedrohliche Ausstrahlung verleiht. Die Natur präsentiert sich in den Arbeiten von Clare Woods keineswegs vertraut, mitunter wirkt sie sogar unheimlich – eine Konzeption, die sowohl auf die Sichtweise der britischen Landschaftsmalerei der Romantik (wie bei John Constable) als auch der Moderne zurückzuführen ist (wie bei Paul Nash oder Jean Fautrier, dessen Large Tragic Head aus dem Jahr 1942 Woods zu The Unreturning inspiriert haben könnte). Diese lange Tradition widmet sich anfänglich der Beziehung zwischen Stadt und Land und hinterfragt schließlich – in einer postindustriellen Gesellschaft – die Kluft zwischen menschlicher Technik und Natur. Anders als in der akademischen Landschaftsmalerei sind in Woods Bildern keine Horizonte zu erkennen. Sie umkreisen und absorbieren unsere Wahrnehmung; sie überwältigen den Intellekt, um dem Affekt Raum zu geben. Angesichts von Clare Woods Interesse für die englische Moderne (insbesondere Dichtung und Kunst) spielt auch die evozierende Kraft des Titels eine wichtige Rolle: Mit Dark matter (Dunkle Materie) bezeichnet die Physik eine unsichtbare Materie, deren Masse für die Erklärung der Gravitationskräfte der sichtbaren Materie im Universum von Bedeutung ist. Sie ist mit der Vorstellung von Chaos und Dunkelheit verbunden und umschreibt Clare Woods Idee von der Darstellung in der Kunst auf recht prägnante Weise: Energiekräfte, die die Leinwand durchziehen und zwischen Abstraktion und Figuration wandern.