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Die Komplexität von Orten und ihrer Geschichte verarbeitet Clemens von Wedemeyer (geb. 1974 in Göttingen, lebt in Berlin) in medienreflexiven Filmarbeiten. In seinem eindrucksvollen dOCUMENTA (13)-Beitrag Muster (2012) stellte er anhand einer 3-Kanal-Video-Installation episodenhaft die wechselhafte Geschichte des ehemaligen Benedektiner-Klosters Breitenau bei Kassel nach. Dabei distanzieren sich seine filmischen re-enactments sowohl vom Dokumentarischen als auch vom Dramatischen und eröffnen stattdessen Wahrnehmungsräume, die die Kontingenz von Geschichte und Zeit in den Vordergrund rücken.

Für die Einzelausstellung im Kunstverein Braunschweig plant Clemens von Wedemeyer eine nahezu rein akustische Präsentation, die sich der Geschichte des Deutschen Spracharchivs, dem Werk seines Gründers – des Sprachwissenschaftlers und Nervenarztes Eberhard Zwirner – und der von ihm maßgeblich geprägten Denkströmung der Phonometrie widmet. Das Deutsche Spracharchiv residierte zwischenzeitlich in der Villa Salve Hospes – dem heutigen Domizil des Kunstvereins. Am Ort des damaligen Geschehens bringt die Ausstellung historische, wissenschaftliche und fiktive Erzählungen zusammen. Von Wedemeyer entwickelt einen Hörspiel-Parcours durch das Haus, der die Stimme als akustisches Phänomen sowie die konstitutiven Eigenheiten des menschlichen Sprachapparats erforscht. Interaktiv angelegte akustische Stücke machen die Durchdringung von Architektur und Geschichte erlebbar und verhandeln zugleich die Zukunft von Sprache als Kommunikationsmittel und Identitätsspender. Historische Audio-Dokumente und speziell für die Ausstellung entwickelte Sound-Installationen mit computerbasierter Soundsynthese werden nebeneinander präsentiert und skizzieren in der Vermischung von Fakt und Fiktion eine Geschichte, die sich nichtlinear entfaltet. Der Ton – erzeugt durch Sprache und Geräusche – konstruiert einen filmischen Raum und verzichtet dabei gänzlich auf traditionelle Bilder.

Clemens von Wedemeyer studierte an der Fachhochschule Bielefeld und an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Er erhielt mit seinen Kurzfilmen, Videoarbeiten und Installationen zahlreiche internationale Preise und Stipendien wie den Hauptpreis im Wettbewerb der Kurzfilmtage Oberhausen (2006), den Villa Romana Preis (2008) oder das Stipendium der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo (2013). Einzelausstel-lungen widmete ihm unter anderem das MoMA PS1, New York (2006), das Barbican Centre, London (2009) und das MAXXI, Rom (2013). Anlässlich der Ausstellung erscheint eine Publikation, die das aufwendige Projekt dokumentiert.

Every Word You Say ist eine künstlerische Kollaboration mit Moritz Fehr und Lukas Hoffmann.