press release only in german

From April 1st to 30th, 2010 a drug detox residency will be offered. Artists, curators, critics and all those professionally related to the arts are invited to apply. The Hotel Marienbad suite offers a confidential retreat secluded from the public eye. Your drug detox will take place under therapeutic guidance and medical care. Privacy and anonymity will be respected throughout the entire process.

Medical and therapeutic care provided by Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe, Berlin. Please contact us prior to March 28th, 2010 at contact@hotelmarienbad.com. All correspondence will remain confidential.

A project by Benjamin Blanke & Claudia Kapp

COLD TURKEY – AN INVITATION ist sowohl eine Einladung als auch ein Angebot. Der Konsum von Drogen findet in einer gesellschaftlichen Grauzone statt und erfährt in der Kunstwelt traditionell eine besondere Bewertung zwischen rauschhafter Entgrenzung und künstlerischer Enttabuisierung. Gestützt durch eine Ikonografie des Rausches und gerahmt vom Mythos ekstatischer Feste, wird das Zerstörerische des Drogenkonsums dabei schnell ausgeblendet. Mit der Einladung besteht das reale Angebot, an einem geschützten Ort einen Drogenentzug unter medizinischer Betreuung durchzuführen.

Die Künstler Benjamin Blanke und Claudia Kapp nehmen die Einladung des Hotel Marienbad zum Anlass, ebenfalls eine Einladung auszusprechen. Ihre Anzeige ist nicht nur die Veröffentlichung eines tabuisierten Phänomens, sondern zugleich ein reales Angebot für einen Dialog bis hin zu einem tatsächlichen Entzug. Das Hotel Marienbad als räumlicher Bezugspunkt ist hierbei sowohl ein Ort der Kunst als auch exemplarischer Verweis auf das Vorstellungsbild „Hotel“. Ein öffentlicher Raum, der bei Benutzung Anonymität und Diskretion verspricht, zugleich aber auch in seiner Funktion des Verbergens ein Ort der Legendenbildung ist.

Als Ausgangspunkt wählt das Projekt COLD TURKEY – AN INVITATION die spezifische Situation des Drogenkonsums in der Kunstwelt, eben hierdurch spiegelt es aber auch die jeweilige Funktion, die Drogen in den verschiedenen Szenen, soziokulturellen Milieus und kulturellen Regionen besitzen. Sowohl gesellschaftliche Mikro- als auch Makrokulturen erzeugen eigene Traditionen im Umgang mit Rauschmitteln, die neben der gesetzlichen Regulierung auch den spezifischen Umgang gesellschaftlicher Gruppen steuern und ritualisierte Formen des Drogenkonsums mit sich führen.

Im Rahmen des Projekts COLD TURKEY – AN INVITATION wird für jede Anfrage auf einen Drogenentzugsplatz ein spezielles Angebot erarbeitet, das sich nach der jeweiligen individuellen Situation richtet. Alle Anfragen werden selbstverständlich mit größter Sorgfalt und Anonymität behandelt. Im Zuge der Bewerbung ist die Rücksendung eines ausgefüllten Fragebogens erforderlich, der für die medizinische Behandlung nötige Informationen erfasst und von den betreuenden Ärzten medizinisch begutachtet wird. Das Projekt wird für alle Bewerber einen Entzugsplatz zur Verfügung stellen oder direkt vermitteln. Die medizinische und therapeutische Betreuung wird durch das Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe in Berlin gewährleistet.

Benjamin Blanke, geboren 1973 in Karlsruhe, studierte von 1998 bis 2005 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe und der Hochschule für Künste Bremen. Er lebt und arbeitet in Berlin.

Claudia Kapp, geboren 1974 in Freiburg, studierte von 1998 bis 2005 an der Hochschule für Künste Bremen und der Koninklijke Academie van Beeldende Kunsten Den Haag. Sie lebt und arbeitet in Berlin.

Das Hotel Marienbad im Vorderhaus der KW Institute for Contemporary Art in Berlin wurde im Frühjahr 2008 eröffnet und schafft im Gegensatz zum White Cube einen poetischen Raum, in dem unterschiedlichste Ausstellungsformate und Präsentationsformen möglich sind. Das Hotel lässt sich weder als privater noch als öffentlicher Raum eindeutig bestimmen und ist gleichzeitig sowohl funktionaler Ort als auch künstlerische Plattform. Seinen Gästen steht frei, ob sie eine Ausstellung präsentieren oder auch nur einen Abend gestalten. Anstelle einer Bezahlung für Kost und Logis hinterlassen die Bewohner einen künstlerischen Beitrag, der in den Raum eingreift und ihn einem fortwährenden Wandel unterzieht. So legt jeder Gast eine Spur, die ein Fragment des kollektiven Prozesses wird und sich im Wachsen der Zimmernummer dokumentiert.

Gefördert von den Freunden der KW Institute for Contemporary Art.

KW Institute for Contemporary Art Hotel Marienbad Auguststr. 69 D-10117 Berlin

www.hotelmarienbad.com www.kw-berlin.de

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Hotel Marienbad 009:

COLD TURKEY - AN INVITATION
Ein Projekt von Benjamin Blanke & Claudia Kapp