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collectif_fact ist eine junge Künstlergruppe, deren drei Mitglieder aus Neuchâtel stammen und in Genf arbeiten. Sie setzen sich in ihrer Arbeit vor allem mit Architektur und Raum auseinander, mit dem urbanen Leben, dem Strassenverkehr oder mit Arbeitssituationen im Büro.

Ihre Bildwelten basieren zumeist auf Fotografien, die die Künstler jeweils eigens für ein Werk aufnehmen. Die Resultate sind aber letztlich digital erzeugt. Die Künstler verändern die räumlichen Verhältnisse, Volumen werden zu Flächen oder Linien, Raum wird dekonstruiert. Da das digitale Montageverfahren sichtbar bleibt, haftet ihnen etwas Unwirkliches an und die Bilder erinnern zum Teil an Videogames. Aussen- und Innenräume erscheinen bekannt und doch irritierend anders. Jedes Projekt lotet neue Beziehungen aus – mit einem unmittelbaren Bezug zu den Gemeinschaften und Räumen, die die Menschen umgeben.

Bei einem grösseren Publikum bekannt geworden sind collectif_fact mit ihrer Videoinstallation circus (2004)∗. Für diese Arbeit haben sie einen belebten städtischen Platz fotografiert und danach die aufgenommene Architektur, Gegenstände, Menschen und Fahrzeuge am Computer isoliert und wieder zusammengefügt. Die einzelnen Elemente wurden dadurch flächig wie Kulissen oder Staffagefiguren und erhielten ein Eigenleben. So zersetzt sich der Inhalt einer transparenten Tasche unvermittelt, und der Buchtitel löst sich vom Umschlag und schwebt davon. Ununterbrochen verschmelzen übereinander geblendete Schichten von Bildern, um sich auch gleich wieder voneinander zu lösen. Damit entsteht die Illusion einer Fragmentierung des Raums, obwohl er gar nie als zusammenhängende Einheit bestanden hat.

Für seine Ausstellung im Kunstmuseum Thun wendet das Künstlertrio dieses Verfahren nun zum ersten Mal in der dritten Dimension an. Für die Installation im enter-Raum haben Sie dessen Architektur detailliert fotografiert. Die aufgenommen Raumelemente haben sie danach isoliert und als einzelne Bildflächen gestaffelt im Raum aufhängt – die Fensterscheiben treten aus ihren Rahmen, die Fensterrahmen aus der Leibung. Das Vorgehen erinnert an eine Explosionszeichnung, die hier aber räumlich inszeniert wird. Dadurch wird der Raum völlig neu erlebbar, und die Aufmerksamkeit auf die Hülle und ihre Details gelenkt. Die Welt wird als zusammengesetzt und konstruiert erfahrbar. Insofern lassen sich auch neue Verbindungen zwischen den einzelnen Elementen denken und neue Räume erfinden.

Biografie Annelore Schneider (1979), Swann Thommen (1979), Claude Piguet (*1977). Alle drei geboren in Neuchâtel, leben und arbeiten in Genf. Einzelausstellungen in der Galerie Laurin, Zürich (2004), der Galerie Une, Neuchâtel (2002) und der Galerie Mire, Genf (2001) sowie Beteiligung an zahlreichen Gruppenausstellungen und Video-Festivals. Für ihre Video-Arbeiten erhielten sie bereits zahlreiche Preise. Ausführliche Ausstellungs- und Festivallisten unter www.collectif-fact.ch. ∗ Im Fotomuseum Winterthur in der Ausstellung "Reale Fantasien" zu sehen (4.3. – 21.5.2006).

Pressetext

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collectif_fact (Annelore Schneider, Swann Thommen, Claude Piguet)