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Intelligente, allseits verfügbare und auf unsere Bedürfnisse hin zugeschnittene Technologien bestimmen und erleichtern unseren Alltag: Sie öffnen uns Türen und schliessen Fenster, führen in den Himmel oder ins nächste Kaufhaus; sie helfen uns hören und laufen, putzen und sprechen. Wir informieren, tratschen oder lieben uns heute elektronisch. Sogar Revolutionen mobilisieren sich heute virtuell. Handy, Worldwideweb, Email, WLAN, RSS Feeds, YouTube, Facebook oder Twitter bestimmen nicht nur unser Kommunikationsverhalten, sondern auch unser Sein. Neue virtuelle Communities bilden sich fast stündlich; auf Videoportalen wie YouTube oder in sozialen Netzwerken wie Facebook eröffnen sich zahlreiche Wege, der eigenen Individualität Ausdruck zu verleihen. Winzige Smartphones ermöglichen uns auf Knopfdruck, im Nirgendwo alles gleichzeitig zu erledigen und dabei erst noch Spass zu haben. Die Welt ist machbar geworden – und international. Wir können uns über verschiedenste Quellen in kürzester Zeit informieren, sie vergleichen, beurteilen und ihre Inhalte abwägen. Die Welt ist transparenter geworden, wir sind immer jederzeit und überall, so glauben wir zumindest. Dass die Freiheit trügerisch ist und wir einen hohen Preis dafür zahlen, ahnen oder wissen wir längst. Daten werden gespeichert und verkaufsfördernd ausgewertet, Google katalogisiert unsere verlinkten Wanderwege durch das Netz und veröffentlicht unsere Fotos. Die Softwares sind zwar bedienerfreundlich und sozial, doch limitiert und vorgegeben. Und wer oder was nicht digital auffindbar ist, fällt völlig aus dem Bereich der Wahrnehmung. Der Zugang zu freiem Informationsaustausch wird durch strenge (Zensur) Bestimmungen geregelt, die wiederum fantasievoll und kämpferisch zugleich zu umgehen gesucht werden. Statt Informationsfreiheit herrscht Informationskrieg und Kampf um Aufmerksamkeit. Die Kommerzialisierung des Internets prägt seine Strukturen und politisch hegemoniale Interessen seine Zugänge. Die Kluften zwischen Arm und Reich, Nord und Süd werden nicht nur immer grösser, sondern auch neuartig verteilt. „Connect“ heisst das Wort, dessen Zauber zu einem Imperativ und einer Drohung geworden ist.

Das Ausstellungsprojekt Connect - Kunst zwischen Medien und Wirklichkeit für die Shedhalle versammelt rund 14 von Sitemapping geförderte medienkünstlerische Projekte, die unserer Meinung nach das Engagierte von Medienkunst hervorstreichen, progressive Medienästhetiken entwickeln und mit der Frage nach dem Subjektsein in einer neuen Medien- und Maschinenwelt verknüpfen. Sie machen Vorschläge, anders durch die Welt zu gehen, ob digital oder zu Fuss. Sie zeigen, dass Begriffe wie Kommunikation, Information oder Ubiquität anders verstanden werden können als gemeinhin; so ist Information nicht nur eine abstrakte Kategorie virtuellen Wissens oder rigider und ausgrenzender Informationspolitik. Vielmehr kann sie zu einer verkörperlichten und materialisierten Quelle von Erfahrung werden, bei der man, wie etwa bei der Sonifizierung oder bei Soundscapes, bisher Ungehörtes wahrnimmt. Oder mediale Kommunikation und Austausch in sozialen Netzwerken werden ganz bewusst zu aktuellen und existentiellen Lebensweisen, die sich auch für Unerhörtes öffnen müssen, das nicht in die Netzkonventionen und -rituale passt. Für die Ausstellung vorgesehen sind Arbeiten, die sich mit der Ausgrenzung im digitalen Datennetz beschäftigen, die technische Filter- und Überwachungssysteme aufzeigen, in der Mitglieder eines afrikanischen Slums ihr eigenes Medienportal gründen oder in der Anekdoten und Musik Basis für einen Stadt-Rundgang bilden.

Neben der Ausstellung mit Installationen in der Shedhalle findet ein Rahmenprogramm mit Performances und Diskussionen sowie einer ortsspezifischen Arbeit im Stadtraum von Zürich statt.

Die Ausstellung und der publizierte Ausstellungskatalog sind eine Kooperation der Shedhalle mit dem Programm Sitemapping / Bundesamt für Kultur.

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Connect. Kunst zwischen Medien und Wirklichkeit
Eine Ausstellung mit Medienkunstarbeiten des Sitemapping-Programmes (BAK) 2005-2011
Kuratoren: Anke Hoffmann, Yvonne Volkart

Künstler: Stefan Baltensperger, Maia Gusberti, Felix Stephan Huber, Esther Hunziker, Christoph Wachter / Mathias Jud, Anja Kaufmann,
Knowbotic Research , Marcus Maeder / Jan Schacher, norient  (Thomas Burkhalter / Michael Spahr / Simon Grab), Max Rheiner, Myriam Thyes, UBERMORGEN.COM