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Kulturgeschichtlich betrachtet ist das Ornament der Traum von einer idealen Welt. Es fasziniert seit Jahrhunderten als Inbegriff des Schönen, der Perfektion, ist Abstraktion und Idealisierung der Natur auf der Gradwanderung zum Kitsch.

Für William Morris, Visionär und „Arts and Craft“-Begründer, sind Kunst und Handwerk eins, ganz im Gegensatz z.B. zu Adolf Loos, der in seiner berühmt gewordenen Streitschrift „Ornament und Verbrechen“ eine scharfe Trennung zwischen „überflüssigem“ Ornament und Bildender Kunst zieht. Wie kann das Ornament, das als angewandte Kunst gilt, heute in die Sphäre der Bildenden Kunst transferiert werden?

In meinen Arbeiten zitiere ich klassische Ornamente aus unterschiedlichen Kulturen und Epochen. Ich erweitere und verfremde diese Strukturen mit zeitgenössischen Abbildungen von Menschen und Gegenständen, die ich schablonenartig, vexierbildhaft und sich wiederholend in den Rhythmus des Ornaments einfüge. Dabei erzeugt die farbliche und formale Komposition aus diesen gegensätzlichen Elementen eine dichte visuelle Einheit, die auf den ersten Blick rein dekorhaft erscheint. Auf den zweiten Blick konterkarieren die Eigenwilligkeit der gewählten Themen und das Zusammenspiel von Ornament und Bild die handwerklich aufwendige Ästhetik des klassischen Schablonendrucks. Es eröffnet sich eine irritierende und zutiefst ironische Ebene, die gesellschaftliche Klischees und Paradoxien aufgreift und infrage stellt.

Text: Dana Widawski

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Dana Widawski
Arts & Morris