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"Alles ist autobiographisch, und alles ist ein Porträt, selbst wenn es ein Stuhl ist." Lucian Freud

Eine internationale Gruppenschau eröffnet das neue Ausstellungsprogramm des LWL-Museums für Kunst und Kultur.

Die erste große Ausstellung im wieder eröffneten Museum widmet sich der figurativen Malerei in London mit Arbeiten von Francis Bacon, Lucian Freud, Frank Auerbach, Leon Kossoff, David Hockney und Richard Hamilton. Rund 100 Arbeiten von fünfzehn Künstlern zeigen in großem Umfang den künstlerischen Dialog auf, der in London ab den 1950er Jahren begonnen hatte und über drei Jahrzehnte andauern sollte. Obwohl es sich hierbei um eine Gruppe von Künstlern mit internationalem Rang handelt, sind einige der Künstler dem deutschen Publikum noch wenig vertraut. Ihr Hauptanliegen war es, die Lebenssituation, die sie umgab, künstlerisch zu reflektieren. Diese schien – noch immer beeinflusst durch die Folgen des Krieges – zugleich prekär und aufregend.

In den großen Räumen des Neubaus wird die Ausstellung das Schaffen der Künstler aus den frühen Jahren an den Londoner Kunsthochschulen bis hin zu späteren Produktionen, die noch immer die heutige Kunst beeinflussen, zeigen. Porträts, Aktdarstellungen, Interieurs und Stadtansichten werden chronologisch präsentiert, beginnend mit der Situation in London in den 1950er Jahren, um so die außergewöhnliche Neuerfindung figurativer Kunst zu präsentieren.

Die mutige und kraftvolle Auseinandersetzung der britischen Künstler mit Malerei suchte in Europa und Nordamerika ihresgleichen. Sie beruht auf der bedingungslosen Verpflichtung zum Medium: die Herausforderung neue Ausdrucksformen zu finden und die Fokussierung auf das Motiv, das immer eng verbunden mit den persönlichen Interessen der Künstler ist. Ihre Arbeitsweisen reichten von methodischen Analysen der Realitätsbeobachtungen bis hin zu einer schöpferischen Beschäftigung mit Fotografie und kinematischen Bildern. Einige der Künstler, wie Richard Hamilton und Euan Uglow, setzten das Material der Farben sparsam und präzise ein, andere, wie Francis Bacon oder Leon Kossoff, arbeiteten hingegen mit kraftvollen, expressiven Gesten, um ein geradezu körperliches Wahrnehmen des Materials auf der flachen Leinwand zu erzeugen. Unabhängig von ihren unterschiedlichen Techniken und Motiven, war das gemeinsame Anliegen der Künstler, einen innovativen Beitrag zu der Tradition der figürlichen Malerei zu leisten, wobei sie sich explizit von Gemälden der Alten Meister in der Londoner Nationalgalerie beeinflussen ließen.

Die Ausstellung möchte die etablierte Ansicht, dass der amerikanische Abstrakte Expressionismus eine Vorreiterstellung in der Malerei einnahm, hinterfragen. Sie wird Arbeiten zeigen, die äußerst zeitgemäß waren und Phänomene einer neu entstandenen Popkultur sowie der sozialen Veränderungen der 1960er Jahre aufgriffen und kritisch reflektierten. Dies geschah mit so einer Selbstverständlichkeit und einem Mut, dass die Werke auch für die heutige Zeit überraschend relevant scheinen.

Kuratoren: Catherine Lampert (London), Tanja Pirsig-Marshall (Münster)