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Genauer gesagt waren es neun Tage, in denen die beiden befreundeten Künstler in der GAK gearbeitet und aufeinander reagiert haben. Aber sicherlich nicht so streng im schnellen Wechsel von 5 Minuten, sondern eher parallel und unendlich langsam mit vielen kleinen Kommentaren zu dem, was der jeweils andere gemacht hat. Doch obige Ankündigung deutet etwas Grundsätzliches in der Arbeitsweise von beiden Künstlern, die Balance zwischen Offenheit und Konzept.

David Bade und Honoré d’O haben eine gemeinsame Installation geschaffen, die Zonen bildet, in denen sich die individuelle Arbeitsweise der beiden deutlich artikuliert. Dann aber gibt es weiche Übergänge und kleine Inseln im Revier des anderen. Die Metapher des Sparringpartners deutet auf freundschaftliches, spielerisches, neckendes, übendes Kämpfen als Form der künstlerischen Zusammenarbeit.

Vielleicht hat man zunächst den Eindruck, dass es hier etwas chaotisch zugeht. Aber je länger man die Landschaft mit Assemblagen, Skulpturen, Anhäufungen, Streuungen, Reihungen, Anordnungen und fragilen Konstellationen erwandert, desto strukturierter wird das Feld. Und bei aller Gemeinsamkeit in der offenen Arbeitsweise eröffnen sich die Unterscheide. Es gibt viel zu sehen, zu entdecken. Und je mehr man hinsieht, desto mehr Bezüge gibt es, desto mehr Hinweise gibt es, wer was gemacht hat und wie die Zusammenarbeit funktioniert.

Honoré d’O nutzt die Gegenstände, die er vorfindet, Tisch, Stühle, Schuhe, Kleiderbügel, Produkte, die in Drogerien angeboten werden, kleine Gegenstände, die oft eine naive Farbigkeit haben von Rosa, Gelb, Hellgrün. Er verdoppelt sie durch weißes Styropor, verleiht ihnen so einen Schatten oder ein Echo. Er schafft ein energetischen Raum durch Verspannungen mit Fäden, die es erlauben, die Dinge in der Schieflage zu halten oder sie schweben zu lassen.

David Bade zeichnet, malt, formt aggressive Bilder und Skulpturen, die Autorität angreifen und eine andere instrumentelle Autorität behaupten. Unförmige Abgüsse mit farbigem Polyesterschaum wird zu bombastischen Formationen aufgebaut, die archaischen Skulpturen, Marterpfählen, phallischen Formen ähneln, immer mit einer anthropomorphen Orientierung. Geschriebene Kommentare prägen die direkte Art der Konfrontation.

Die Künstler haben nicht nur in den neun Tagen vor Ausstellungsbeginn zusammengearbeitet, sondern auch gegessen, in einem Appartment gewohnt, das ist Thema eines Videofilms auf einem Monitor. Ein anderer Monitor zeigt eine kürzlich realisierte Performance von David aus dem Stedelijk Museum in Amsterdam (2002), die Projektion am Eingang ein ebenso performatives Werk von Honoré im Moderna Museet in Stockholm (2000).

Schließlich ist die Ausstellung das Ergebnis des Prozesses, aber kein Endergebnis, das Gelingen oder Scheitern implizieren würde, sondern ein vorläufiges Ergebnis, das vielleicht am 8. Juni, wenn die lange Nacht der Museen in Bremen stattfindet, verändert wird. Und schließlich sind auch die Besucher der Ausstellung aufgefordert, selbst kleine Formen zu produzieren: ästhetisches Arbeiten ist eben nicht nur den professionellen Künstlern vorbehalten. Die Anti-Haltung, was Kunst und Kunstform betrifft, korreliert mit einer Pro-Haltung, die die allumfassende, ständig sich vollziehende ästhetische Haltung, Handlung, Wahrnehmung betrifft.

David Bade (geb. 1970, lebt in Amsterdam) und Honoré d’O (geb. 1961, lebt in Gent) sind zwei Künstler, die mit einer dissonanten Vielfalt alltäglicher Materialien absurde und poetische, aber auch aggressive Installationen schaffen und auf diese Weise den Betrachter mit ihrer Direktheit aktiv involvieren und provozieren. Beide besetzen vielfach öffentliche Räume oder abseitige Räume neben den offiziellen Ausstellungsräumen, beide lassen auch andere Menschen an der Entstehung ihrer Arbeit partizipieren. Beide schätzen seit längerem das Werk des anderen. In der GAK haben sie zum ersten Mal Gelegenheit, zusammenzuarbeiten und ihre offenen ausufernden Assemblagen zu vermischen. Pressetext

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David Bade & Honoré d´O - PERPERTUUM TAMTAMTAM