Kunstsammlung Jena

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Die Fragen nach den Himmelskörpern mögen fast so alt sein wie die Menschheit selbst und trotz großer Fortschritte der Wissenschaft sind viele davon noch immer ungeklärt. In vielen Kulturen wurden die verstreut am Himmel sichtbaren Sterne zu Sternbildern zusammengefasst und als bedeutungsvolle Bilder oder mythische Wesen interpretiert. Die Vielfalt der menschlichen Einbildungskraft führte zu zahlreichen Mythen und Legenden, die sich gelegentlich auch ähnelten, vor allem aber das lebhafte Interesse der Menschen an den Himmelserscheinungen widerspiegeln. In den westlichen Kulturen ordnete man den sichtbaren Bereich des Himmels nach Sternbildern, von denen wir heute 88 kennen. Nicht weniger als 48 unserer Sternbilder und die Positionen von 1080 Sternen beschrieb Ptolemäus bereits um 140 n. Chr. – und viele seiner Erkenntnisse basierten wiederum auf dem Wissen Hipparchos von Nizzäa, des größten Astronomen der Antike, der im zweiten vorchristlichen Jahrhundert lebte. Die Sternbilder des zwölfteiligen Tierkreises lassen sich sogar bis zu den Babyloniern (um 2500 v. Chr.) zurückverfolgen. Aus dieser Unterteilung des Himmels in zwölf „Häuser” sind die Monate des Jahres abgeleitet.

David Malin, 1941 in England geboren, lebt seit 1975 in Sydney und ist der bedeutendste Astrofotograf unserer Zeit. Bevor er sich am Anglo-Australian Observatory in New South Wales – dem größten Teleskop der Welt - dem Makrokosmos widmete, erforschte der gelernte Chemiker mikroskopische Vorgänge und konnte diese mit Hilfe spezieller fotografischer Verfahren sichtbar machen. Danach setzte Maßstäbe bei der Gewinnung, Darstellung und Analyse von Bilddaten kosmischer Phänomene. Malin gelang es, das vier Meter lange Teleskop als eine Art Spiegelobjektiv zu benutzen, in dessen „Käfig“ eine Apparatur zur Belichtung extrem empfindlicher Fotoplatten eingebaut wurde. Mit einer 60 bis 90 minütigen Belichtung gelangen Malin nicht nur faszinierend schöne Bilder ferner Galaxien, sondern auch die Aufnahme bisher wenig oder nicht bekannter galaktischer Objekte und Phänome. Mit Hilfe seines reichen Wissens um die Physik der Farben konnte Malin die eigentlich schwarz-weißen Teleskop-Aufnahmen in Farbbilder verwandeln und erweiterte damit das für uns sichtbare Spektrum erheblich. Dank dieser Verfahren konnten zahlreiche bisher unsichtbare astronomische Objekte sichtbar gemacht werden. So konnte er mit neuartigen Labortechniken feinste Details kosmischer Objekte oder interstellarer Vorgänge herausarbeiten und selbst weniger belichtetete Bereiche wurden sichtbar. Die nach David Malin benannte Methode zur Fotografie schwach leuchtende Galaxien führte zur Entdeckung von zwei neuen Klassen von Sternenhaufen: der „Malin-Carter-Schalen“-Galaxie und der bisher größten bekannten Galaxie, der Proto-Galaxie „Malin-1“.

David Malin ist eine Ausnahmeerscheinung in fast jeder Hinsicht. Als Fotograf Autodidakt, hat er zahlreiche ungewöhnliche fotografische Verfahren zur Darstellung bis dahin unsichtbarer Vorgänge entwickelt. Parallel dazu sind seine Aufnahmen von Galaxien, Sternenkonstellationen, Kometen und Nebelsternen von so außergewöhnlicher Schönheit, dass die Fotografien nicht nur weltweit in zahlreichen Büchern und Magazinen abgedruckt wurden, sondern auch in vielen Ausstellungen gezeigt wurden. Dabei überschneiden sich Fotografie und Astronomie, Kunst und Wissenschaft und bereichern einander deutlich und nachhaltig: Die Kunst bereichert die Wissenschaft um neue Formen der Wahrnehmung und Analyse, die Wissenschaft führt die Kunst in bisher ungesehene und unsichtbare Bereiche. Eine so direkte und nachvollziehbare Durchdringung und Berei­cherung von Kunst und Wissenschaft ist ebenso Ausnahmeerscheinung wie das Werk von David Malin. Seine Bilder zeugen nicht nur vom Können und Sehen des Wissen­schaftlers und Künstlers, sondern zugleich von der Vielgestalt und der Schönheit des Universums. David Malin wurde mit verschiedenen wissenschaft­lichen und künstlerischen Preisen geehrt. Wir zeigen etwa 70 seiner Werke als Farbprints oder Platin/Palladium-Prints erstmals in einem deutschen Museum.

Die Ausstellung entstand in enger Kooperation mit Howard Schickler Fine Art (Sarasota/USA) und Galerie Karsten Greve (St. Moritz/CH). Für die Förderung der Ausstellung danken wir den Stadtwerken Jena und Pößneck und dem Thüringer Kultusministerium.

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David Malin. Das unsichtbare Universum
Fotografien