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Eröffnung: Donnerstag, den 18. September um 19.30 Uhr

In Collagen, Zeichnungen, Installationen und Videos verbindet David Maljkovic (*1973 in Rijeka, lebt in Zagreb) inhaltliche Bezüge zu der umschwungreichen Geschichte seines Heimatlandes Kroatien mit einer autonomen Lesart, die aus der Sicht der Gegenwart beobachtet. Ausgangspunkt seiner Arbeiten bilden symbolische Monumente der 1960er und 70er Jahre Kroatiens bzw. Ex-Jugoslawiens, die in ihrer Blütezeit als Symbole für Aufbruch, Utopie oder Änderung standen. Diese Zeitzeichen, die heute vernachlässigt oder „ruinös“ vergessen scheinen, werden in den Videoarbeiten des Künstlers mit der Gegenwart seiner Generation, die gekennzeichnet ist von der Wandlung einer kommunistischen in eine kapitalistische Gesellschaft, konfrontiert.

So werden in der Ausstellung im Kunstverein Nürnberg – Albrecht Dürer Gesellschaft zwei Videos gezeigt, die vor dem Italienischen Pavillon der ehemaligen Messe in Zagreb gedreht wurden. Dieser futuristische Repräsentations-Pavillon wurde von dem Architekten Guiseppe Sambito entworfen und 1961 fertig gestellt. David Maljkovic inszeniert in dem Video „These Days“ (2005) festbetonierte Autos vor der „Architektur dieser optimistischen Nachkriegsphase“1 der 60er Jahre, in denen junge Menschen wie (er-) wartend oder sich langweilend drapiert sind. Die absurden Dialoge der jungen Menschen, die einem Englischlehrbuch entnommen sind, kreisen umher und die Handlungen der Protagonisten laufen wie parallel geschaltet.

Die zweite Videoarbeit „Lost Memories from These Days“ (2006) spielt ebenso vor dem Pavillon und auch hier stehen Autos in dem Gebäude. Doch hat der Künstler in diesem Fall Modells gecastet, die normaler Weise in Messesituationen brandneue Autos flankieren. Bezeichnend ist auch hier eine bewusste Stagnation, die Unmöglichkeit des Fortkommens, die durch die lasziven Gesten und von Hitze gezeichnet sind und ein bewegtes und doch in sich stehendes Gruppenbild formieren.

In Zeichnungen und Collagen entwickelt David Maljkovic zum einen die Entstehung der Filmdramaturgie, aber darüber hinaus schält er hierin weitere symbolische Aspekte der Geschichte und Erinnerung heraus. Für die Ausstellung in Nürnberg hat er rund dreißig Collagen angefertigt, die aus Material von Zeitschriften der Entstehungszeit des Pavillons stammen und durch Schnitte und Wiederzusammensetzungen eine eigene poetische Dynamik herstellen.

In einer raumgreifenden Displayarchitektur aus einfachen Holzlatten und grünen Rigips-Elementen wird schließlich die Verbindung des zweidimensional bildnerischen Materials mit den Filmarbeiten zusammengeführt, die so als eins in einer Art Parcours lesbar sind, der darüber hinaus die Räume des Kunstvereins verschmelzen und den Betrachter durch Zeit und Raum wandern lässt.

David Maljkovic hat seit seinem Studium an der Rijksakademie in Amsterdam (bis 2004) an zahlreichen internationalen Ausstellungen teilgenommen. So hatte er Einzelausstellungen im van Abbemuseum in Eindhoven, im Musée des Beaux Arts in Bordeaux, jüngst im Kunstverein in Hamburg und nahm an Gruppenausstellungen wie der Istanbul Biennale, im Centre Georges Pompidou in Paris, im Artists Space in New York oder der letzten Berlin Biennale teil.

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David Maljkovic