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David Nash gehört inzwischen zu den bekanntesten britischen Bildhauern der Gegenwart. Nach der letzten Ausstellung Large Sculptures in der Galerie Lelong Zürich in 2001, liegt das Augenmerk jetzt auf Nashs Landschaftsprojekten, neuen Skulpturen und Zeichnungen.

David Nash lebt seit 1967 in Wales. Die Auseinandersetzung mit den Gegebenheiten des Ortes und der Landschaft, sowie das Wesen der Natur und das Wirken der Elemente inspirieren ihn immer wieder zu neuen Formfindungen in seinem bildhauerischen Werk. Dabei ist Holz sein bevorzugter Werkstoff, das er mit Sägen, Eisen und im Einbezug von Feuer oder Wasser bearbeitet. Es entstehen suggestiv archaisch anmutende Formen. Geometrische Basiselemente, Ovale, die Säule oder das Kreuz, sind grundlegende Bausteine seiner Skulpturen. Nash zufolge besitzen Pyramiden, Kugeln oder Würfel eine innere Klarheit und Würde, vor allem dann, wenn ihre Erscheinung vollkommen ist. Nash gestaltet die Form im Einklang mit der Struktur des Holzes. Auf der Suche nach einer Einheit zwischen der Vorgabe durch die Natur und der Bearbeitungsmöglichkeiten des Holzes, nimmt der Künstler sich zurück, um der Natur den Vortritt zu lassen. Die Intervention durch den Künstler wird deutlich sichtbar, die Lebendigkeit und Ursprünglichkeit des Materials bleiben jedoch erhalten. Auch im Zustand der geformten Skulptur entfaltet sich das Potential der Natur, wenn starre, geometrische Formen allmählich beginnen, sich während des Trocknungsprozesses zu verlebendigen und der klar geformte Kubus “aus den Fugen“ gerät.

Um 1975 beginnt Nash mit dem Anbrennen seiner Holzskulpturen, sei es im offenen Feuer, in Öfen oder mit Fackeln; Maserung und Färbung werden zugunsten eines einheitlichen Erscheinungsbildes von vollständig anderer Anmutung eliminiert. Es entstehen Oberflächenstrukturen mit tiefen Einfurchungen. Nash zufolge verändert sich durch diesen Vorgang die Wahrnehmung; tritt bei der Holzskulptur das Material in den Vordergrund, bevor man sich auf die Form konzentriert, verändert sich durch das Anbrennen von Holz diese Erfahrung. Es vollzieht sich ein Übergang vom organischen Zustand in den mineralischen, mit der Folge, dass die Form jetzt kompakter erscheint und die Materie in den Hintergrund tritt.

Verwandlung, Metamorphose im Kontinuum der Zeit sind Denk- und Arbeitsprinzipien von David Nash. Gerade seine Landschaftsprojekte vermitteln dies eindrücklich. Als Nash 1977 auf einem Gelände in der Nähe seines Ateliers einen Kreis von 22 Eschen pflanzte, hatte er die Vorstellung, diese in eine Kuppelform, Ash Dome, wachsen zu lassen. Ein Werk, das permanent entsteht und möglicherweise nie zu einer endgültigen Form gelangen wird. Diese Skulptur aus lebenden Bäumen sollte den Künstler für Jahrzehnte verpflichten, sich damit zu beschäftigen. Durch Spaliere und gezielte Ausdünnung bringt er die Bäume im Laufe der Jahre dazu, in diese Kuppelform zu wachsen, mit dem Ziel, einerseits seine Formvorstellung und andererseits das natürliche Wachstum der Bäume in ein Gleichgewicht zu bringen.

Ein weiteres Projekt, das im Zusammenspiel mit der Natur entstand, ist Wooden Boulder. 1978 setzte Nash einen rundlichen Holzblock in einem Bach aus, überließ ihn sich selbst, um sein Verhalten im Laufe der Jahre zu beobachten. Während 25 Jahren hat Nash den Weg der Kugel, der immer wieder von Hindernissen begleitet war, flussabwärts verfolgt, bis sie im Meer verschwunden und zur Natur zurückkehrte. Die ausgestellten Zeichnungen verweisen auf Momente dieser Zeitspanne, die der Wooden Boulder auf seiner Reise markierte.

Twmps ist eine Werkgruppe von Skulpturen und Zeichnungen, die in den letzten Jahren entstand. Inspiriert von den “lebendigen“ Hecken im Park des Powis Castle in Wales entwickelte Nash eine Serie von Arbeiten, die die Vielfalt der wechselnden Formen und Farben des Gartens dokumentieren. Sie sind auch Ausdruck der Faszination über die Formveränderung der Hecken über die Jahrhunderte, diesen Widerstreit zwischen Fremdeinwirkung und eigenem, natürlichem Wachstum.

In der Form spiegelt sich die Wirklichkeit als lebendiger Prozess. Alles geschieht in Nashs Bewusstsein, dass die Natur die menschlichen Eingriffe überdauert und letztlich den eigenen, vorbestimmten Weg finden wird. Das frisch verarbeitete Material führt, wie Nash selbst sagt, die von ihm eingeleitete Arbeit in seinem Sinne fort; dem Faktor Zeit wird die Endausführung überlassen. Es findet ein Formbildungsprozess statt, den der Künstler lediglich initiiert, den das bearbeitete Holz aufgrund der ihm eigenen Energie vorantreibt und schließlich vollendet. Kunst und Leben werden ununterscheidbar vereint.

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David Nash
Sculptures, Projects, Drawings