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DELTA. Julia Scher
28.10.2018 - 02.12.2018

Eröffnung: 27. Oktober 2018, 19 Uhr
Begrüßung: Dr. Werner Dohmen, Vorstand NAK
Einführung: Maurice Funken, Direktor NAK

Mit Delta präsentiert die US-amerikanische Künstlerin Julia Scher ihre erste Einzelausstellung im NAK Neuer Aachener Kunstverein.

Die zunehmende und geradezu omnipräsente private als auch staatliche Überwachung in der modernen Gesellschaft ist heutzutage ein wissentlich eingegangenes Zugeständnis. Kontrollverlust und Sicherheitsbedürfnis treten potentiellen Risiken und Gefährdungen gegenüber.

In ihrer Serie Security By Julia setzte sich Julia Scher bereits in den 80er Jahren mit dem Konzept der Überwachung künstlerisch auseinander. Das Projekt wurde an verschiedenen Orten in den USA sowie in Europa realisierte und setzte öffentliche Orte unter Beobachtung. 1991 installierte Scher im Haus des Sammlers Wilhelm Schürmann eine solche Überwachungsanlage und betitelte das Werk The Schürmann House. Ein Jahr später wurde diese Arbeit Teil der Ausstellung Dirty Data im Ludwig Forum für Internationale Kunst in Aachen. Zur gleichen Zeit plante Scher im Aachener Stadtpark ein weiteres, daran anknüpfendes Projekt. Das Gebäude des heutigen Kunstvereins sowie die Grünanlagen des umgebenden Parks sollten von Scher videotechnisch überwacht werden. Die komplexe Medieninstallation wurde allerdings nie realisiert, Pläne dafür existieren ebenfalls nicht mehr.

Doch nun ruft Scher die Erinnerung an das Vorhaben neu auf und initiiert eine konzeptuelle Weiterentwicklung, die im Neuen Aachener Kunstverein präsentiert wird. Unter dem Titel Delta verbindet sie in einer ortsspezifischen Installation Park und Kunstverein. Klassische Mittel der Überwachung kommen dabei ebenso zum Einsatz wie auch modernste Technologie, hier in Form von sprachgesteuerten Smart Speakern, die perfekt die heutige Dualität von Konsens und Kontrolle in sich tragen. Schers Arbeiten sind gerade in dieser unbehaglich anmutenden Kombination bezeichnend aktuell und zeitgemäß, bleiben aber in ihrer Auseinandersetzung mit dem Gedanken der ständigen Überwachung gleichsam ambivalent. Neben der Bedrohung durch mittlerweile hochentwickelte technische Systeme zeigen die Werke eine simultane Faszination, geradezu ein Verlangen für elektronische Supervision und damit bedingte Machtgefüge und Ideologien auf. Angst und Furcht mischen sich demnach mit einem unterschwelligen Wunsch nach regulierter Aufsicht und Kontrollabgabe. Die sozialen Mechanismen von Kontrolle und Dynamik im öffentlichen Raum werden so gezielt hinterfragt.

Julia Scher (*1954 in Hollywood, USA) studierte Malerei, Skulptur, Grafik an der University of California, Los Angeles sowie an der University of Minnesota in Minneapolis. Seit 2006 ist sie Professorin für Multimedia Performance und Surveillant Architectures an der Kunsthochschule für Medien Köln. Scher lebt und arbeitet in Köln.