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Die vielfältig ausgestattete Schau versammelt Arbeiten von den 1930er Jahren – mit Beispielen von Paul Kleinschmidt, Willi Baumeister oder Max Ackermann – bis ins 21. Jahrhundert mit Werken von Lambert Maria Wintersberger u.a. Schon die Auswahl einer bedeutenden süddeutschen Privatsammlung zeigt, dass Sammeln auch mit Empathie und Haltung zu tun hat. Wenn wir die archaischen Verhaltensmuster des Menschen auf seinen Umgang mit der Kunst übertragen, scheint es nicht ausgemacht zu sein, ob er eher zu den Jägern oder Sammlern gehört. Ersterer hängt sich die Kunst wie Trophäen an die Wand, wird nach Schnäppchen oder Raritäten Ausschau halten. Der Sammler dagegen scheint ein Flaneur durch Zeiten und Räume zu sein, der sich in seiner Sammlung auch ein Stück weit selbst erfindet. Der ideale Sammler stellt deshalb weniger Fragen nach dem verfügbaren Platz, weil sich ja auch seine Persönlichkeit nicht in ihrer Entfaltung beschränken lässt. Sammeln hat für ihn eher mit Haltung zu tun – nicht ohne Grund spricht man dabei gern von der inneren Sammlung, die sich freilich ganz auf die eigene Person bezieht.

Die Galerie Schlichtenmaier präsentiert die private Sammlung als Quintessenz eines Lebenswerks, das in der Vielfalt und konzeptionellen Stimmigkeit seinesgleichen sucht – weil dahinter ein freier Geist steckt. Man erkennt den Kunstliebhaber, der an den Strömungen seiner Zeit Anteil nahm und mit Gespür für Qualität auswählte, sodass viele bekannte Namen mit ungewöhnlichen Arbeiten genauso vertreten sind wie besondere Stücke von Künstlern, die nicht jedermann geläufig sind. Das spiegelt letztlich wiederum die Facetten des souveränen Sammlers wieder, die sein Wesen ausmachen. Wenn man das Bild der Jäger und Sammler noch einmal bemüht, wird man feststellen, dass der Jäger sich an seine Kunst klammert und auch postum seine Kunst bewahrt wissen will, während der wahre Sammler auch loslassen kann. Wie das gelebte Leben ein Werden und Vergehen ist, öffnet sich so manche Sammlung wieder einer neuen Öffentlichkeit, wo andere, auch Sammler dabei sind, sich ihre Sammlung anzuverwandeln. Das ist ein Plädoyer wert, denn »Sammler«, so schrieb Johann Wolfgang Goethe, »sind glückliche Menschen.«

Künstler der Ausstellung: Max Ackermann, Herbert Bauer, Willi Baumeister, Joachim Czichon, Adolf Richard Fleischmann, HAP Grieshaber, Friedemann Hahn, Otto Herbert Hajek, Erich Hauser, Hermann Heintschel, Manfred Henninger, Romane Holderried Kaesdorf, Emil Kiess, Paul Kleinschmidt, Dieter Krieg, Martinmüller, Jo Niemeyer, Georg Karl Pfahler, Giorgio Piacenza (Dassu), Lothar Quinte, Fritz Ruoff, Hermann Schenkel, Rudolf Schoofs, Hans Schreiner, Franz Sequenc, Peter Staechelin, Anton Stankowski, Horst Thürheimer, Jan Voss, Hermann Waibel, Ben Willikens, Lambert Maria Wintersberger, Josef Wittlich