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Eröffnung: Freitag, 30. November 2012, 19 Uhr

Der antike Mythos von Narziss, der sich in sein eigenes Spiegelbild verliebte und an seiner Sehnsucht und der Unerreichbarkeit des Geliebten elend zugrunde ging, bildet den Ausgangspunkt der internationalen Gruppenausstellung Der Spiegel des Narziss. Vom mythologischen Halbgott zum Massenphänomen. Sigmund Freud entwickelte anhand der Figur des Narziss seine Theorien zum Narzissmus und legte damit den Grundstein für die weitreichende psychoanalytische Beschäftigung mit einem Thema, das heute mehr denn je von gesellschaftlicher Relevanz ist.

Die Rolle des Individuums, die Frage nach dem Ich und dem Selbst bilden zentrale Themen, die dem Begriff ‚Narzissmus’ über die Psychoanalyse zu seiner großen Bedeutung in den westlichen Gesellschaften verhalfen. Sie werden auch in der zeitgenössischen Kunst auf vielfältige Weise zum Ausdruck gebracht. Traditionell wurde Narziss zumeist in Verbindung mit weiblich konnotierten Verhaltensmustern gesehen und dementsprechend in der bildlichen Darstellung tabuisiert. Erst mit dem Aufbrechen der Geschlechterrollen wurde Selbsterfahrung auch aus männlicher Sicht thematisiert.

Selbstbespiegelung und -darstellung ebenso wie der Umgang mit Gefühlen zwischen Verweigerung und Größenwahn sind in diesem Zusammenhang wiederkehrende Motive. Ausgehend von der mythologischen Figur des ‚Narziss’, unter Einsatz verschiedener Medien wie Malerei, Skulptur, Installation, Performance, Fotografie oder Video thematisiert die Ausstellung aber nicht nur Selbsterfahrung und Selbsterkenntnis, Klischees und männliches Rollenverhalten, sondern auch den sozialen Wandel, der sich in den letzten Jahren vollzogen hat, und beleuchtet aktuelle gesellschaftliche Befindlichkeiten.

Die Ausstellung umfasst 17 internationale Positionen, die den Bogen von den 1970er Jahren bis heute spannen, das alte Thema umpolen, aus aktuellen Blickwinkeln facettenreich und neu interpretieren und dabei kritisch hinterfragen. Neben den Werken der zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstler bezieht die Ausstellung auch historische Bildquellen mit ihren unterschiedlichen, tradierten Darstellungskonventionen des Narziss ein. Exemplarische Gemälde sowie mehrere Illustrationen aus zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert erschienenen Büchern zu den Metamorphosen des antiken Schriftstellers Ovid führen in das Thema ein.

Kuratorinnen: Maren Welsch, Kiel; Beate Ermacora, Galerie im Taxispalais, Innsbruck

Publikation Der Spiegel des Narziss. Vom mythologischen Halbgott zum Massenphänomen Hg. Beate Ermacora, Maren Welsch Texte (dt. / engl.) von Julia Brennacher, Lotte Dinse, Beate Ermacora, Christian Hartard, Silvia Höller, Markus Neuwirth, Susanne Petersen, Dieter Ronte, Jürgen Tabor, Peter Weiermair, Maren Welsch, Sylvia Zwettler-Otte. Zahlreiche Abbildungen Snoeck Verlag, Köln 2012

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DER SPIEGEL DES NARZISS
Vom mythologischen Halbgott zum Massenphänomen
Kuratorinnen: Maren Welsch, Beate Ermacora

mit Barbara Bloom, Felix Burger, Luis Camnitzer, Niklas Goldbach, Conny Habbel, Katja Hammerle, Ely Kim, Jürgen Klauke, Franticek Klossner, Urs Lüthi, Bjørn Melhus, John Miller, Olaf Nicolai, Helmut Schober, Johanna Smiatek, Anan Tzuckerman, Wainer Vaccari, Gyula Benczur, Monogrammist A.F., Felix Nussbaum, Johann Heinrich Schönfeld und ausgewählten Ovidillustrationen