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Das Ausstellungsprojekt DIALOGE +2 bespielt mit drei Kunst-Containern die Freiflächen des Schiffbauergeländes zur Wasserseite. Für die Dauer des Ausstellungszeitraums von vier Wochen werden die Container vor dem VW Design Center Potsdam zum Arbeitsort und Container-LAB der beiden Berliner Künstler Standard Euro (Anne Metzen) und Roland Stratmann.

Seit 1997 arbeitet Anne Metzen an ihrem Archiv Standard Euro. Sie ist Spurensucherin und Forscherin an der Schnittstelle verschiedener Medien und Disziplinen. Ihre akribischen Untersuchungen von Phänomenen des Alltags und des täglichen Weltgeschehens stellt sie unter den Aspekt der Standardisierung, Normierung und Formalisierung. Aus der Summe der Untersuchungen einfacher Einzelbetrachtungen entsteht so ein komplexer Gedankenraum, der sich in der Auseinandersetzung mit dem Ort, seiner Umgebung, seiner Geschichte und seinem Zeitgeist immer wieder andersartig präsentiert. Anlässlich der Ausstellung in Potsdam wird Standard Euro mit dem Archiv als einer temporär abgeschlossenen Einheit auftreten und mit einer Arbeitsstätte (FeldArchiv) in die Container einziehen. Dazu werden zwei Container mit den jeweiligen Öffnungsflügeln zueinander aufgestellt. Der Besucher/ Betrachter kann durch die Mitte in das Laboratorium eintreten und an der Prozesshaftigkeit des Archivierens und des dabei vergehenden Zeitraumes teilhaben. Momente und Stationen der Ausstellungszeit werden festgehalten und systemimmanent aufgearbeitet. Als Thema der Untersuchung hat sich Standard Euro „Wolken“ gewählt. Das eigens gegründete Institut für Fiktive Forschung widmet sich dem Freien Standard des Wolkenbildes. Ausgehend vom Phänomen der Wetter-Wolke sind auch Wolken als ein Bestandteil von Ereignissen oder bewusst erzeugten Zuständen wie Rauch-, Asche-, Staubwolken oder radioaktive Wolken Gegenstand des hiesigen Forschungsinteresses. Was Standard Euro genau zu ergründen sucht, ist das Flüchtige, das Schwer Erfassbare, aber auch das Störende und Zerstörerische der Wolken. Ausgangmaterial für Standard Euro ist das Zeitungsbild und die unmittelbare Beobachtung vor Ort im FeldArchiv, in Kontakt mit den Kulturschaffenden und Anliegern, sowie den Besuchern.

Als unmittelbaren Dialogpartner hat Standard Euro den Berliner Künstler Roland Stratmann eingeladen. Stratmann wird den dritten Container mit einer Installation bespielen, die mit dem Titel „Hemelenhel“ überschrieben ist. Auch diese Arbeit thematisiert - im Kontext von Migration und Integration - das „Flüchtige und schwer Erfassbare“. „Hemel en hel“ ist Afrikaans und bedeutet ins Deutsche übersetzt „Himmel und Hölle“. Himmel und Hölle, zwei Perspektiven, die die ganze Bandbreite des Lebens und der menschlichen Existenz beschreiben. Hemelenhel versucht eine künstlerische Annäherung an die Komplexität des Themas Migration - beladen durch emotionale, ethnische, religiöse, politische, soziale Differenzen und Spannungen - mit dem Ziel, diesen gesellschafts-übergreifenden Konflikt in ein signifikantes Bild zu transformieren. In der globalisierten Welt ermöglichen Container einen reibungslosen, effektiven und kostengünstigen Güterverkehr zwischen den Kontinenten. Als uneinsehbares Behältnis werden sie auch als Versteck für illegale Fracht und Menschenschmuggel genutzt. Auf dem Dach des dritten Containers wird ein Raumkörper mit eng aneinander geknüpften Plastiktüten installiert. Es sind einfache Tüten, in denen auch Flüchtlinge ihre notdürftigen Habseligkeiten transportieren. Die Tüten tragen Namenszüge, hinter denen ein persönliches Schicksal steht. In einer Wolke wehen sie nun über den Köpfen der Besucher und Passanten. Im Innern des Containers zeichnen sich zarte Schatten auf weißen Blättern ab, es sind Physiognomien portraitierter Migranten. Angeregt durch die nur vage sichtbaren Portraits, entwickelt sich in der Betrachtung ein Prozess des Morphing. Fremdes erscheint kurzzeitig vertraut, Vertrautes wird dem suchenden Blick wieder fremd. Stratmanns Installation hinterfragt gesellschaftliche Zusammenhänge und erzeugt mit einfachen Mitteln ein prägnantes Bild für den unsicheren Umgang mit dem uns fremd Erscheinenden.

Weitere Informationen unter www.atrans.org | www.standard-euro.de | www.rolandstratmann.de

Veranstaltungsstätte: A trans Potsdam Kunst-Container | Erlebnisquartier Schiffbauergasse | 14467 Potsdam Vor dem VW Design Center Potsdam, Schiffbauergasse 17

Öffnungszeiten
Donnerstag - Sonntag (und Mo 3.10.) von 15 - 20 Uhr Dienstag- Donnerstag 10 -14 Uhr u.n.V. Standard Euro FeldArchiv

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Dialoge +2
Standard Euro (Anne Metzen), Roland Stratmann
Kurator: Isolde Nagel
Ort: A trans Potsdam