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Katalog zur Ausstellung
Dicker als Wasser – Konzepte des Familiären in der zeitgenössischen Kunst

238 Seiten
snoeck-Verlag
29,80 Euro

Am 17. Dezember erscheint der Katalog zur Ausstellung "Dicker als Wasser. Konzepte des Familiären in der zeitgenössischen Kunst", die vom 24. September bis 27. November im Kunstpalais in Erlangen zu sehen war. Für den Katalog wurden exklusive und oftmals persönliche Interviews mit den Künstlern Simon Fujiwara, Verena Jaekel, Haejun Jo, Fatma Khaddouri, Nina Katchadourian, Byung Chul Kim, Neozoon, Johannes Paul Raether, Gillian Wearing und Tobias Yves Zintel geführt. Darüberhinaus ermöglichen Beiträge von Felicita Reuschling ("Sie nennen es Leben, wir nennen es Arbeit. Biotechnologie, Postutopie und die Re/Produktion der Familie im 21. Jahrhundert) sowie des Kulturwissenschaftlers Andreas Bernard ("Kinder machen. Neue Reproduktionstechnolgien und die Ordnung der Familie") eine weiterführende Auseinandersetzung mit dem Konstrukt Familie.

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Ausstellungseröffnung: Freitag, 23. September 2016, 19 Uhr
Tagung: Freitag, 24. und Samstag, 25. September 2016

Familie muss angesichts sich wandelnder Realitäten neu gedacht werden. Kritik an starren Rollenbildern und patriarchaler Macht ist spätestens mit der 68er-Bewegung im gesellschaftlichen Mainstream angekommen. Doch sobald es darum geht zu definieren, was eine Familie ist, erhält das Thema neue Sprengkraft. Was macht den Kern einer Familie aus?

Die gesellschaftlichen Debatten darum sind neben Werte- und Generationenkonflikten zunehmend von der Entwicklung neuer Technologien wie der künstlichen Befruchtung oder Leihmutterschaft sowie alternativer Lebensentwürfe geprägt. Statt sich biologisch zu legitimieren, kann Familie auch als Herstellungsprozess, als doing family, bezeichnet werden. Wechselseitig beeinflussen sich somit Entwicklungen von Lebensgemeinschaften und Gesellschaft und führen zu der Frage, ob der Begriff Familie individuell ausgedeutet und mit allen möglichen Formen des Zusammenlebens gefüllt werden kann. So sind Familienangelegenheiten eben nicht nur privater, sondern auch politischer Natur. Sie sind Ausdruck von Sozialstrukturen im Wandel und unterschiedlicher Vorstellungen von Familie.

Die Ausstellung zeigt Arbeiten von Candice Breitz, Simon Fujiwara, Badr el Hammami & Fadma Kaddouri, Nan Goldin, Verena Jaekel, Haejun Jo, Nina Katchadourian, Ragnar Kjartansson, Neozoon, Johannes Paul Raether, Gillian Wearing und Tobias Yves Zintel. Die Künstlerinnen und Künstler reflektieren aus der Distanz oder persönlich involviert den gegenwärtigen Status von Familie. Welche Bedeutung hat Familie angesichts globalisierter Arbeitsbedingungen und pluralisierter Lebensformen heute noch? Inwiefern ersetzen Netzwerke und Freunde klassische Familienstrukturen?

Die familia, der lateinische Ursprung des Wortes Familie, übersetzt sich nüchtern als Hausgenossenschaft. Anstelle von Blutsverwandtschaft und Schicksalsgemeinschaft suggeriert er eher eine Gemeinschaft freiwilliger Bindung und erfasst damit die Pluralität gegenwärtiger Familienentwürfe. Ist Familie heutzutage allein eine Sache freier Entscheidung und nicht mehr nur des genetischen Zufalls?

Die Ausstellung wird von der Tagung Dicker als Wasser? Konzepte von Familie in Gesellschaft, Wissenschaft und Kunst begleitet (24. und 25. September 2016). Referentinnen und Referenten aus Soziologie, Kunstgeschichte, Medienwirtschaft, Literatur und Kulturwissenschaften erörtern dieses genuin interdisziplinäre Thema aus unterschiedlichen Perspektiven.