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Seit mehr als dreißig Jahren ist Sean Scully eine feste Größe in der internationalen Kunstszene. Zahlreiche Ausstellungen in der ganzen Welt belegen seine schöpferische Kraft und die Stärke seiner Malerei, die sich wie wenige andere malerische Positionen dieser Zeit erklärtermaßen in die Tradition der Klassischen Moderne stellt. Dabei sind besonders die autonomen Ausdrucksqualitäten der Farbe selbst von großer Bedeutung.

Die Kunstsammlungen Chemnitz – Museum am Theaterplatz präsentieren in der Ausstellung DIE BILDERWELT VON SEAN SCULLY vom 15. August bis 3. Oktober 2010 diesen bedeutenden Gegenwartskünstler.

Sean Scully ist ein Kosmopolit. Am 30. Juni 1945 kommt Scully in Dublin zur Welt. Als er vier Jahre alt ist, ziehen seine Eltern mit ihm in ein Londoner Arbeiterviertel. Nach seiner Ausbildung zum Drucker besucht er Abendkurse an der Central School of Art. 1965 geht für den damals 20-Jährigen ein Traum in Erfüllung: er wird am Croydon College of Art angenommen. Hier bleibt er drei Jahre und setzt sein Studium dann in Newcastle fort. Nach seinem Abschluss bekommt er eine Assistentenstelle und ein Stipendium für einen Studienaufenthalt in Harvard. 1975 zieht er nach New York und bekommt 1983 die amerikanische Staatsbürgerschaft. Heute lebt und arbeitet Scully in New York, Barcelona und Königsdorf in Süddeutschland.

In jungen Jahren gilt Scullys Hauptaugenmerk – abgesehen von einem kurzen Abstecher in die Rhythm & Blues Musik – der figurativen Malerei. Van Gogh, Nolde und Schmidt-Rottluff, von dem die Kunstsammlungen Chemnitz eine der größten Sammlungen besitzt, sind Maler, die eine große Faszination in ihm auslösen. In dem Moment, in dem er sich jedoch intensiv mit dem abstrakten Expressionismus beschäftigt und schließlich Rothko für sich entdeckt, beginnt er einen neuen Weg. Ende der 60er reist er nach Marokko und findet dort das Motiv der Streifen, das ihm bald die ersten internationalen Erfolge bringen wird.

Er ist fasziniert von den abstrakten Farbkompositionen und dem leuchtenden Kolorismus der marokkanischen Wolle und Tücher. In seinen Bildern hält er diese Erinnerung an seine Reise fest, indem er die landestypischen gestreiften Stoffe nachempfindet. Scullys Gemälde bestechen durch einen klaren geometrischen Bildaufbau. Linien und Bänder, komplizierte Gittersysteme, vertikale und horizontale Farbstreifen und –felder prägen die Formensprache des Künstlers. Zudem bestechen seine Werke durch eine höchst subtile Farbigkeit. Indem der Künstler Farbschicht um Farbschicht mit deutlich sichtbarem Pinselduktus übereinander legt, bekommt die Oberfläche seiner Bilder haptische Qualität; weich und malerisch stoßen die einzelnen Bildsegmente aneinander und lassen untere Farbschichten erahnen. Infolge des groben Duktus erscheinen die Farben in seinen Werken nicht homogen und flächig, sondern nuanciert und räumlich.

Tatsächlich besteht das aus übereinander liegenden, nass in nass verarbeiteten Farbschichten, die einen Farbraum bilden, dessen Tiefenwirkung durch die Verwendung von Öl als Bindemittel, das je nach Dichte teils matt, teils glänzend erscheint, zusätzlich gesteigert wird. Der Grund des Bildes wirkt dunkel. Aus ihm treten die Farben ins Licht und bleiben doch an ihn gebunden. Er hat seinen stillen Anteil am melancholisch gestimmten Kolorit des Bildes. Die kultivierte Farbigkeit dieser Kunst basiert auf der Tradition ausdifferenzierter Künstlerfarblehren und wandelt diese ganz individuell um.

Die Kunst von Scully bezieht sich einerseits auf Mondrian und eine konstruktivistische Tradition und andererseits auf die von Rothko vertretene malerische Farbmystik. Der leidenschaftliche Farbauftrag verleiht den tektonischen, stereometrischen Bildern eine emotionale, menschliche Erscheinungsform. So werden seine Bilder trotz aller Abstraktion zu Bildern, die die Wirklichkeit spiegeln.

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Die Bilderwelt von Sean Scully