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Das Jahr 2018 markiert das 100- und 50-jährige Jubiläum zweier bedeutsamer Daten: 1918 schlossen sich viele Künstler, die traumatisiert aus dem Ersten Weltkrieg zurückkehrten, zu revolutionären Vereinigungen zusammen. Im Jahr 1968 kulminierten weltweit Proteste gegen den Vietnamkrieg, die Elterngeneration, Repression und Denkschranken. Die neue Ausstellung des Lindenau-Museums widmet sich diesen historischen Zäsuren.

Die Phasen um die Jahre 1918 und 1968 waren die fruchtbarsten in der jüngeren deutschen Kunstgeschichte. Gleichzeitig waren sie Zeiten eines tiefgreifenden politischen und gesellschaftlichen Umbruchs. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wollten Künstler im Zuge der Novemberrevolution mit künstlerischen Mitteln die Vision einer neuen Gesellschaft realisieren – jenseits von Militarismus, Nationalismus und Kapitalismus.

50 Jahre später resultierte aus dem Vietnamkrieg und dem „Muff von tausend Jahren“ die nächste Sinnkrise: weltweit kulminierten 1968 Proteste gegen Krieg, die Elterngeneration, Repression und Denkschranken. Die Möglichkeit einer besseren Welt schien erneut greifbar, wobei ein wichtiger Träger dieser Bewegung wiederum die Kunst war. Hier konnten neue Formen des Zusammenlebens spielerisch erprobt, Utopien formuliert und Zeitgeschichte kommentiert werden. Kunst war in diesen Jahren des Wandels nichts weniger als die rettende Insel und Schauplatz revolutionärer Diskurse.

Das Bauhaus, Abstraktion, DADA und die 1918 vielerorts entstandenen revolutionären Künstlergruppen lassen sich aus dieser Perspektive als Vorfahren von Happening, Performance und politischer Aktionskunst der 68er verstehen. Ihnen gemein sind die Überschreitung von Gattungsgrenzen, die Verknüpfung von Kunst und Leben und ihre kritische bis provokante Haltung zur Mehrheitsgesellschaft.

Die Ausstellung fragt anlässlich des doppelten Jubiläums nach dem beiden historischen Ereignissen innewohnenden revolutionären Potenzial von Kunst und stellt sich die Frage, wo diese entscheidende Kraft der Kunst heute geblieben ist. In zwei Räumen werden die Jahre 1918 und 1968 und deren Folgen im Spiegel der Kunst vor Augen geführt. Peter Weiss‘ Ästhetik des Widerstands wird dort in einer raumgreifenden Wandinstallation präsentiert. Im Eckraum findet sich der Besucher in der Gegenwart wieder, wo Kunst angesichts vielfältiger globaler Krisen erneut als Möglichkeitsform des Politischen entdeckt wird.

Der Ausstellungstitel ist eine Hommage an Joseph Beuys, der den Satz geprägt hat: „Die einzig revolutionäre Kraft ist die Kunst“.

Die Ausstellung umfasst über 80 Arbeiten verschiedener Techniken, maßgeblich Malerei, Skulptur, Grafik, Collage, Plakat, Fotografie und Video.

Gezeigt werden Werke von Gerhard Altenbourg, Joseph Beuys, der Künstlergruppe Clara Mosch, Carlfriedrich Claus, Lutz Dammbeck, Otto Dix, Conrad Felixmüller, Petra Flemming, Otto Griebel, George Grosz, Klaus Hähner-Springmühl, John Heartfield, Käthe Kollwitz, Wolfgang Mattheuer, Jonathan Meese, A. R. Penck, Sigmar Polke, Julian Röder, Klaus Staeck, Volker Stelzmann, Elisabeth Voigt, Peter Weiss und den Wiener Aktionisten.

Begleitet wird die Ausstellung von einem umfassenden Veranstaltungs- und Vermittlungsprogramm (s. u.). Hierzu zählen zwei Filmabende im Paul- Gustavus-Haus (http://www.gustavushaus-altenburg.de) und eine Podiumsdiskussion, die sich mit dem Verhältnis der Gegenwartskunst zu aktuellen globalen Krisen beschäftigen wird.

Kuratiert wurde die Ausstellung von Dr. Benjamin Rux, Kustos für Gemälde und Grafik, in Zusammenarbeit mit der Wissenschaftlichen Volontärin Laura Rosengarten.