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Die Höri am Bodensee – Ein Ort der Künstler.
15.07.2017–17.09.2017

Sommerausstellung mit Werken aus der Sammlung des Kunstmuseums Singen

Den kunsthistorisch wertvollen Kern der Sammlung des Singener Kunstmuseums bilden die Werke der „Höri-Künstler“, die in der Zeit von 1933 bis in die Nachkriegszeit auf der Bodenseehalbinsel Höri Zuflucht vor der nationalsozialistischen Kulturpolitik und vor den Auswirkungen des Krieges fanden. Das Kunstmuseum Singen besitzt den größten geschlossenen Bestand dieser Maler, Grafiker, Bildhauer und Fotografen der Moderne, die sich an den Bodensee in die „innere Emigration“ zurückzogen und die Höri als Künstlerort berühmt machten.

Die seinerzeit entlegene Bodenseehalbinsel Höri wurde, auch ihrer Nähe zur Schweiz wegen, ab 1933 ein bevorzugtes Refugium „wie es kaum ein zweites in Deutschland“ gab. Zuerst kamen Otto Dix (1891-1969), der von 1933 bis 1936 auf Schloss Randegg (im Hegau) und bis zu seinem Tod 1972 in Hemmenhofen lebte, Max Ackermann (1887-1975), der Photograph Hugo Erfurth (1874-1948) sowie die Maler Erich Heckel (1883-1970), Gertraud Herzger-von Harlessem (1908-1989), Ferdinand Macketanz (1902-1970) und Helmuth Macke (1891-1936), dessen „Alte Mühle“ in Hemmenhofen zum Anlaufpunkt für die Künstler wurde. Der Kunsthistoriker Walter Kaesbach (1879-1961), 1933 aus seinem Amt als Direktor der Düsseldorfer Kunstakademie vertrieben, wurde in Hemmenhofen für viele Zuflucht suchende Künstler zum „Quartiermacher“, Mäzen und Vermittler von Käufern und Sammlern. Noch während, wie auch nach dem Krieg zogen der in Singen geborene Curth Georg Becker (1904-1972), die Maler Walter Herzger (1901-1985), Jean Paul Schmitz (1899-1970), Rudolf Stuckert (1912-2002) und Rose-Marie Schnorrenberg (*1926) sowie der Bildhauer Hans Kindermann (1911-1997) auf die Höri. Sie alle brachten die die Moderne an den Bodensee und prägen bis heute maßgeblich unsere Vorstellung davon.

Auch erhielten die Höri-Künstler und ihre Unterstützer ein weit gespanntes Netzwerk, das ins Rheinland, nach Berlin oder nach Dresden führte, aufrecht. Zahlreiche Künstler und Vermittler besuchten die „Hörianer“ oder fanden auf Zeit Unterschlupf bei ihren Kollegen am See oder im Hegau – darunter bekannte Künstler wie Willi Baumeister (1889-1955), Werner Gilles (1894-1961), Heinrich Nauen (1880-1940), Ludwig Gabriel Schrieber (1907-1975), Franz Lenk (1898-1968) oder Ernst Hassebrauk (1905-1974).

Dennoch bildeten die „Höri-Künstler“ nie eine Künstlerkolonie im klassischen Sinne: „Man soll ja kein Worpswede aus der Gegend machen ...“, schrieb Ferdinand Macketanz aus der Rückschau. Trotz der Verbindungen zur Düsseldorfer Akademie sowie dem „Rheinischen Expressionismus“, der vielen Höri-Künstler gemeinsam war, grenzten sie sich, zwar gegenseitig anregend, künstlerisch voneinander ab. Mehr Schicksals- als Stilgemeinschaft, lösten sich die Gruppe der „Höri-Künstler“ bis ca. 1960 zusehends auf.

Die Ausstellung vereint Arbeiten der Höri-Künstler und deren Umkreises und zeigt für die Zeit auf der Höri repräsentative Arbeiten von Max Ackermann, Otto Dix, Erich Heckel, Curth Georg Becker, Walter Herzger, Helmuth Macke, Hans Kindermann, Hugo Erfurth, Gertraud Herzger-von Harlessem, Ferdinand Macketanz u.v.a..