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Was haben Virtuose, Dilettanten und Nerds gemeinsam? Joseph Beuys’ Gedanke, jeder Mensch sei ein Künstler, der an einer sozialen Plastik mitgestalte, wird heute für immer mehr arbeitende und produzierende Menschen zu einer zweischneidigen Wahrheit, da Kreativität, Flexibilität und Öffentlichkeit in immer mehr Bereichen gefordert werden. Die Folgen sind oftmals prekäre wirtschaftliche und persönliche Umstände. Viele Menschen unterliegen dem Druck, in ihrem Gebiet zu virtuosen Performern werden zu müssen. Dort, wo anstelle von industriellen Produkten in den Büros und Unternehmen immaterielle Güter und Dienstleistungen hergestellt werden, werden mehr Newsletter als Autos produziert und stellt Erwerbsarbeit Mangelware dar. Die Produktionsmittel und die Mittel zum Erfolg sind längst nicht allein Maschinen, noch Finanzkapital, sondern nun auch das Eigentum an Wissen, Sprache und das Management von Emotionen. Irreguläre Arbeit und das Abweichen von der Norm sind zur Regel geworden und nicht länger der Kunst vorbehalten.

Kann die Kunst neue Wege finden, um sich kritisch zu positionieren, hat sie ihr Gegenüber verloren und alles wird Kultur, oder war die Grenze zwischen künstlerischer und nichtkünstlerischer Arbeit ohnehin konstruiert? Wenn Freiheit zum Gebot geworden ist, wo ist dann eigentlich der Freiraum? Kann die Kunst jetzt durch Regelförmigkeit vom allgemeinen Gebot des Irregulären abweichen? Oder arbeiten heute einfach alle irregulär?

Ausstellung Mit Arbeiten von Arturo Hernández Alcazar, Anna Bromley, Bill Dietz, Marcelo Expósito, Harun Farocki, Michael Fesca, Fabian Hesse, Klara Hobza, Köbberling/Kaltwasser, Wolfgang Müller, Prinz Gholam, Nasan Tur u.a.