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Die Menagerie der Medusa. Otto Marseus van Schrieck und die Gelehrten
Galerie Alte & Neue Meister Schwerin
7. Juli - 15. Oktober 2017

Die Ausstellung zeigt zum ersten Mal den Erfinder des „Waldbodenstilllebens" im Kontext seiner Zeitgenossen. Sie stellt nicht allein die Schönheit von Stillleben ins Zentrum der Betrachtung, sondern die Faszination des Dunklen, Verborgenen, Unheimlichen und dessen vielfältigen Bedeutungen, wie sie unnachahmlich in Peter Paul Rubens' Medusenhaupt zum Ausdruck kommen, der kostbaren Leihgabe aus der Moravischen Galerie in Brno.

Dabei sollen die vergessenen Verbindungen der Kunst mit der damaligen Wissenschaft erkennbar werden. Das 17. Jahrhundert erlebte einen Epochenwandel, der von der Buchgelehrsamkeit zur empirisch forschenden Naturwissenschaft führte und die Grundlage unseres heutigen Weltbildes schuf. Es ist das Jahrhundert des Mikroskops. Bis dahin unbekannte visuelle Welten, Dinge, die nie zuvor gesehen worden waren, verlangten nach Darstellung. Künstler gehörten damals zu den inneren Kreisen der Wissenschaft.

Otto Marseus van Schrieck stellte Pilze, Insekten und Spinnen, Amphibien und Reptilien, vor allem Schlangen, dar. All diese Pflanzen und Tiere wurden zu seiner Zeit intensiv erforscht, und ein berühmter Gelehrter wie Jan Swammerdam berief sich ausdrücklich auf Beobachtungen seines Freundes Marseus.

Gelehrte und Künstler unternahmen Reisen nach Italien, Frankreich und England. Briefe, Druckgraphik und Publikationen machten Erkenntnisse und Darstellungen in ganz Europa bekannt. Anhand dieser Zeugnisse persönlicher Beziehungen wird die Ausstellung die Netzwerke der Erkenntnisgewinnung aufzeigen. Erst in mühevoller Beobachtung wurde beispielsweise deutlich, dass auch die einfachsten Tiere sich nur durch Fortpflanzung vermehren, nicht durch Spontangenese.

Bei giftigen und heilkräftigen Substanzen gab es Schnittfelder zwischen Heilkunst und Malerei. Außerdem brachte Marseus echte Schmetterlingsflügel in seine Gemälde ein, die die Natur nicht nur abbilden, sondern geradezu vorweisen. Sowohl Gärten mit lebenden Pflanzen als auch umfangreiche Sammlungen von Insekten, Muscheln und anderen Naturalien wurden angelegt. Die Naturaliensammlungen erlangten internationale Bekanntheit – nicht zuletzt durch Bildatlanten. Wieder waren es die Künstler, die die vermittelnde Rolle spielten.

Der Zusammenhang der Stillleben mit wissenschaftlichen Erkenntnissen ihrer Zeit macht die Werke für den heutigen Betrachter lebendig. Es wird ablesbar, dass es sich um frühe Zeugnisse der Naturerkenntnis handelt, in denen die Tradition mit dem noch heute gültigen Weltbild ringt. Vor allem aber bringt die Ausstellung eine Malerei zur Anschauung, die eine ganz eigene Faszination ausstrahlt und hier zum ersten Mal zum Thema gemacht ist.

Wertvolle Leihgaben aus dem Rijksmuseum Amsterdam, der Alten Pinakothek und anderen Museen und Privatsammlungen des In- und Auslandes werden zu sehen sein. Die Ausstellung wird in veränderter Form vom 5. November 2017 bis 18. März 2018 im Rijksmuseum Twenthe in Enschede gezeigt.