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Der Fotozyklus „Die Toten“ des Düsseldorfer Künstlers Hans-Peter Feldmann zeigt 90 grobkörnige, aus Zeitungen und Zeitschriften ausgeschnittene Bilder, die alle Toten im Zusammenhang mit dem RAF-Terrorismus zeigen: Täter, Opfer und auch Menschen, die nur zufällig in irgendeine Schusslinie gerieten. Da hängt das Videobild des entführten Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer neben dem vom Hungertod gezeichneten Holger Meins, das Familienfoto der zufällig von einer Kugel getroffenen Hausfrau neben dem in seiner Blutlache liegenden Terroristen Andreas Baader. Alle im gleichen Format und chronologisch nach dem jeweiligen Todesdatum angeordnet. Man hat Hans-Peter Feldmann, der nie mit der Ideologie der Baader-Meinhof-Gruppe sympathisierte, vorgeworfen, dass er zwischen Tätern und Opfern nicht unterscheide, dass er es an Empathie und menschlicher Zuwendung fehlen lasse. „Reicht es, die Bilder der Toten aus Zeitungen zu schneiden, in Rahmen zu stecken und an die Wand zu hängen?“ schrieb beispielsweise der Spiegel. Doch der kalte, enzyklopädische Blick, den der Künstler auf die Medienspiegelungen des blutigen Geschehens wirft, enthüllt mehr über das Wesen von Macht und Revolte und über das Gefühl der Vanitas im Angesicht der existentiellen Abgründigkeit. „Die Toten“ manifestieren sich als beklemmende Serie ungerahmter Andachtsbilder, die nicht Zeitgeschichte bearbeiten wollen, sondern auf die Conditio humana selbst zielen.

Kurator: Gerald Matt

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Die Toten. Hans-Peter Feldmann
Kurator: Gerald Matt
KUNSTHALLE wien, halle 1