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Dirk Bell (geb. 1969 in München, lebt in Berlin) bearbeitet naturalistisch oder ornamental bildnerische Klischees der Populär- und Subkultur sowie verschiedenster kunsthistorischer Epochen (z.B. Symbolismus, Romantik, Jugendstil). Neben Zeichnung und Malerei umfasst sein Werk minimalistische oder surrealistische Skulpturen und Installationen, sowie experimentelle Video- und Sound-Arbeiten.

Bells Inspirationen und Referenzen finden sich unter anderem in philosophischer Literatur, Fantasy- und Science-Fiction-Illustrationen der 1980er und 1990er Jahre oder direkt in der Motivwelt gefundener, älterer Ölgemälde, die er mit neuen Bildfragmenten überblendet. Unterschiedliche Momente und Wirklichkeiten verschwimmen dabei zu einem Zwischenbild. Im Zentrum stehen die großen Themen: Das Verhältnis von Liebe und Freiheit, Leben, Tod und Wiederkehr – stets begleitet von der spürbaren Sehnsucht das menschliche Streben nach Verbundenheit und Eigenständigkeit in eine Balance zu bringen. Die von sinnlichen und ikonografischen Sujets getragenen Bildwelten und mit ihnen auch die Erinnerungen an traditionelle Werte, an Heimat und Unschuld, durchmischen sich mit einer dunklen, melancholischen Stimmung. Die Entrinnerung – das Vergessen und Versickern von Erlebtem, der Verlust von Sicherheit und Unbekümmertheit, sowie der unermüdliche Versuch daran festzuhalten – durchzieht die Ausstellung als zentrales Motiv. Dabei stehen dieser sinnlichen Bildwelt auf den ersten Blick sachlich und modern erscheinende Wortskulpturen und Wortbilder gegenüber. Die auf einer quadratischen Grundform basierenden Buchstaben bilden verschachtelte Muster, deren Bedeutungen immer wieder ins Wanken geraten. Das sich dadurch entspinnende Spiel mit dem Sinn und der Räumlichkeit von Sprache knüpft an den Gedanken der konkreten Poesie an. So überlagert beispielsweise der Paravent Denkende (2013) eine großformatige Malerei an der Wand und lädt den Raum zwischen Werk und Betrachter mit Bedeutungen auf, die wiederum in einen Dialog mit der Malerei treten. Durch diese Verschränkung von Deutungen und Überlagerung von Bildwelten erfahren abstrakte Begrifflichkeiten und ihre bildlichen Zuordnungen eine neue, ambivalente Lesart.

Dirk Bell erfreut sich seit vielen Jahren internationaler Anerkennung und wurde bereits in zahlreichen Einzelausstellungen im In- und Ausland präsentiert, zuletzt unter anderem in der Pinakothek der Moderne, dem Modern Institute in Glasgow, dem BALTIC Centre for Contemporary Art, dem Schinkel Pavillon in Berlin oder der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden. Desweiteren war er an diversen bedeutenden Gruppenausstellungen beteiligt, so beispielsweise in der Bundeskunsthalle in Bonn, der Prague Biennale, dem Witte de With Center for Contemporary Arts in Rotterdam, dem Drawing Room in London, der Bergen Kunsthall, dem Museum für Gegenwartskunst in Basel, dem ZKM Karlsruhe oder dem Chelsea Art Museum in New York. In Zusammenarbeit mit der Pinakothek der Moderne erscheint eine umfangreiche Monografie bei dem Verlag der Buchhandlung Walther König, die nicht nur beide Ausstellungen dokumentieren wird, sondern einen Überblick über Bells bisheriges Schaffen gibt.