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Harry Dodge and Stanya Kahn | Jos de Gruyter and Harald Thys | Bogen 52 No Ins and Outs

27. Februar – 7. April 2007, Dienstag bis Samstag, 11-18 Uhr Eröffnung: Samstag, 24. Februar 2007, 18 Uhr

Wir freuen uns, die Videoausstellung No Ins and Outs mit den Künstlerduos Harry Dodge und Stanya Kahn, Jos de Gruyter und Harald Thys ankündigen zu können.

Die Vorgehensweisen von Harry Dodge und Stanya Kahn (geboren 1966 und 1968 in Kalifornien, leben in Los Angeles) und Jos de Gruyter und Harald Thys (1965 und 1966 in Belgien) könnten nicht unterschiedlicher sein. Die bei No Ins and Outs gezeigten Videos zeigen jedoch einen Punkt der Gemeinsamkeit: das Interesse an dem Medium Sprache, seiner Verwendung und seinem Funktionieren. Sprache als Mittel der Kommunikation und der (Selbst-)Verortung in der Welt erscheint hier nicht als Selbstverständlichkeit, sondern vielmehr als „work in progress“. Die schräge und humorvolle Inszenierung der Charaktere ermöglicht einen scheinbar sicheren Abstand zu Momenten des „Fremden“, das in jeder der Arbeiten aufscheint.

Die in Los Angeles lebenden Künstlerinnen Harriet „Harry“ Dodge und Stanya Kahn arbeiten seit 2001 zusammen und waren sowohl bei internationalen Kunstausstellungen als auch auf renommierten Filmfestivals wie dem Sundance Film Festival vertreten. Das bei carlier | gebauer präsentierte Video Can’t swallow it, can’t spit it out (2006) zeigt das Aufeinandertreffen einer Kamera und einer als Walküre kostümierten Frau. Die Walküre spricht direkt mit der Kamera, die als beobachtende und begleitende Person inszeniert wird. Quasi-dokumentarisch fängt sie Momente ein, die zwischen großem Witz, Verzweiflung und völliger Ernsthaftigkeit changieren. Das neueste Video des Duos, Master of None (2006) arbeitet noch stärker als die Vorgänger an der Entfremdung der Charaktere und Handlungen. Die Charaktere hier sind eine namenlose und maskierte Gruppe, die in einem Wohnhaus bei alltäglichen Handlungen gezeigt wird - allerdings liegt beim Kochen Alufolie in der Pfanne und der Fokus liegt auf den repetetiven Bewegungen, die performativ Wiederholung ohne Ergebnis inszenieren. Die Kamera beobachtet hier aus einer distanzierten Position heraus Momente sinnentleerter und abstrakter Aktionen, die durch ihre Nähe zu allzu Vertrautem sowohl Lachen als auch Unbehagen hervorrufen. In Deutschland werden ihre Arbeiten ab Mai 2007 auch in der Gruppenausstellung „Between Two Deaths“ am ZKM in Karlsruhe zu sehen sein.

In Jos de Gruyters und Harald Thys’ Videos wird wie auch bei Harry Dodge und Stanya Kahn der Hintergrund der Performance-Art deutlich. Die Szenerien ihrer Foto- und Filmarbeiten tragen düstere, manchmal unheimliche Züge, die in zum Teil phantastischen Umgebungen situiert sind. Seit Mitte der 80er Jahre findet ihre gemeinsame Arbeit internationale Beachtung; 2007 ist eine Einzelausstellung am MUHKA, Antwerpen geplant. Die bei carlier | gebauer präsentierten Videos The Bucket (2001) und The Spinning Wheel (2002) zeigen in familiären Zusammenhängen verortete, stark ins Absurde getriebene Situationen. Durch total reduziertes Spiel, seine extreme Dehnung oder Beschleunigung und die nachträgliche Synchronisierung wird Distanz erzeugt, die durch die statische, komplett von außen beobachtende Kamera verstärkt wird. Die Figuren existieren abgekapselt von der äußeren Welt in Situationen der Beengung und des Ausgeschlossenseins. Einzig durch trashig maskierte Eindringlinge wird diese Starre in Bewegung versetzt: plötzlich und wie aus einer anderen Welt brechen sie in die hermetisch abgedichteten Räume ein und durchkreuzen die festgefahrenen Bahnen.

Jedes dieser Videos wirft damit einen Blick auf die Welt, der sich weder vor dem Pathos scheut, noch vor dem Lachen der Betrachter. Das Gezeigte ist bei aller Stilisierung niemals völlig fremd, sondern zeigt vielmehr Bilder der „Welt in uns“ und ruft damit unangenehm Vertrautes wach, bringt Verdrängtes an die Oberfläche und erlaubt, genau darüber auch zu lachen.