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Ort: HALLE 14

Doppelte Ökonomien
Vom Lesen eines Fotoarchivs aus der DDR (1967 - 1990)
Fotograf: Reinhard Mende
Kuratoren: Estelle Blaschke, Armin Linke, Doreen Mende
Ausstellungsarchitekten: Kühn Malvezzi

'Doppelte Ökonomien' beginnt mit einem Foto-Archiv aus der DDR. Der Fotograf des Archivs ist Reinhard Mende. Als Auftragsarbeiten realisiert, dokumentieren und inszenieren die Aufnahmen Produktionssituationen in Volkseigenen Betrieben (VEB) und die Internationale Leipziger Messe von 1967 bis 1990. Als ehemals wichtigster Handelsplatz zwischen Ost und West, markieren insbesondere die Fotografien der Leipziger Messe einen ökonomischen Raum, der doppelt gebunden ist: sozialistisch in seiner Produktion und kapitalistisch in seiner Präsentation. Darin verknüpfen sich Beziehungen sowohl zu Ländern des ehemaligen Nicht-Sozialistischen Wirtschaftsgebiets (NSW) wie der BRD, Schweden und Frankreich als auch zu Ländern, die sich seit Mitte der 1970er im revolutionären Befreiungskampf befanden wie Angola, Mozambik und Äthiopien.

Von dort entfaltet sich 'Doppelte Ökonomien' in zeitgenössische künstlerische und räumliche Positionen, historische und theoretische Analysen sowie die Produktion eines Videoprojekts. Die verschiedenen Praxisformen, sowohl in Bezug auf das Lesen des Archivs als auch der davon teilweise unabhängig agierenden KünstlerInnen, öffnen folgende Kernfrage: Welche Artikulationsformen stehen uns zur Verfügung, um die Verflechtungen von Sozialismus und Kapitalismus in Form von Design und Bildproduktion in ihren Widersprüchen zu erfassen und für aktuelle Probleme nützlich zu machen?

Im Zentrum von 'Doppelte Ökonomien' steht eine kollektive Praxis als Methode der Aktualisierung sowohl in Bezug auf die Aufführung des Archivs als auch im Sinne eines kuratorischen Verfahrens. KünstlerInnen, TheoretikerInnen, WissenschaftlerInnen und ehemalige ProtagonistInnen wurden eingeladen, das Archiv zu sichten, zu kommentieren oder eine Auswahl zu treffen. In diesem kollektiven Arbeitsprozess entstand eine vielstimmige Aufführung des Archivs, das auch über eine non-lineare Auseinandersetzung mit der DDR berichtet. 'Doppelte Ökonomien' wird von Estelle Blaschke, Armin Linke und Doreen Mende kuratorisch geleitet. Es besteht aus einer Ausstellungsreihe (Architektur: Kuehn Malvezzi), einer Publikation (Design: Werkplaats Typografie, Arnhem. Verlag: spector books, Leipzig) und einer Website, welches das Archiv öffentlich und langfristig nutzbar macht (www.doubleboundeconomies.net).

'Doppelte Ökonomien' macht zuerst als Gastausstellung im unabhängigen Kunstzentrum HALLE 14 in Leipzig Station, dass seit 2002 eine 20.000 m² große Produktionshalle auf dem Gelände der Leipziger Baumwollspinnerei für Ausstellungen zeitgenössischer Kunst und weitere Kunstprojekte nutzt. Doppelte Ökonomien entsteht in Kooperation mit der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe und wird unterstützt von Stiftung Federkiel.