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Doris Krügers fotografische Arbeiten, Videos und Bildmontagen siedeln sich an zwischen Kunst und Wissenschaft. Sie untersucht gleichzeitig analytisch und unerhört ästhetisch, Themen wie Ornament, Abstraktion und Fragen der Dekontextualisierung anhand von natürlichen Umgebungen, Panoramen, Pflanzen, Blüten und Blättern. Natürlichkeit und Konstruktion, vegetabile Poetik und ästhetische Organik sind die Pole zwischen denen ihr Werk eine Balance sucht. Die Serie Was wächst denn da? (2004) besteht aus mehreren Bildtafeln, die ihrerseits auf einer Bildtsch und Latein, der Ort, an dem sie fotografiert wurde, und der Name des Entdeckers zu lesen. Darunter gesetzt erscheint der Kommentar eines Botanikers zu eben diesen nach ästhetischen Kriterien gemachten Fotografien. Der Wissenschaftler formuliert Kritik und Lob sowohl am Motiv als auch an der Art und Weise der Fotografie: „Ein solches Foto könnte man kaum wissenschaftlich publizieren“, aber auch „Das ist aus botanischer Sicht eine perfekte Aufnahme“ und „Diese Aufnahme ist ästhetisch reizvoll, obwohl das bei uns eine absolut untergeordnete Rolle spielt“. Doris Krüger setzt ihre Kunst der Kritik einer Disziplin aus, deren Methodik sie bedingt anwendet und die sich von der Ästhetik nicht weiter hätte entfernen können. Sie macht gerade diese Divergenz zum Thema ihrer Arbeiten und spielt in vielen ihrer Werke mit entfremdeten, objektivierenden und analytischen Formen der Naturaneignung, die sowohl in der Wissenschaft als aber auch in der Kunst geläufig sind. Im Video continuous moment (2004, 5:30 Min) filmte Doris Krüger wie von Geisterhand bewegte Blattteile, die zuvor von Blattschneiderameisen zerkleinert und von diesen nun in ihren Bau getragen werden. Nach dem Dreh montierte Doris Krüger eine statische Pflanze in den Film, um einen zeitlichen Verankerungspunkt zu schaffen. Der Titel der Arbeit Bulwer ́s Garden (2003, 4:30 Min) ist angelehnt an Prof. Bulwer aus dem Film Nosferatu, der fleischfressende Pflanzen züchtet. Das Video Von den Gestalten (2004, 4:39 Min) arbeitet abermals mit Bildmontage und found footage; der Text von Johann Wolfgang von Goethes Gedicht Metamorphosen der Pflanzen läuft durch das Bild und konfrontiert die zeitgenössische, künstlerische Praxis mit einem romantischen Naturverständnis. Die Wachstumsprozesse der in den Videos dargestellten und am Bildschirm zusammenmontierten Pflanzen werden beschleunigt und im Zeitraffer dem vorbeieilenden Betrachter vergegenwärtigt. Natur wird sowohl in den Foto als auch in den Videoarbeiten ihrem räumlichen wie auch zeitlichen Kontext enthoben. Natürliche Zeitlichkeiten und ursprüngliche topografische Zusammenhänge werden aufgelöst und in einem postnaturalen bzw. digitalen Sampling am Bildschirm rekontextualisiert.

Pressetext

only in german

Doris Krüger "continuous moment"
(Doris Krüger & Walter Pardeller)
Kuratorin: Angela Stief
KUNSTHALLE wien, photo wall
KUNSTHALLE wien, video wall