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Die sinnliche Huldigung an ein Dasein, das unzertrennlich mit den Künsten verbunden ist, prägt das Schaffen der 1933 in Boston geborenen Dorothy Iannone.

Mit "I was thinking of you" präsentiert LAURA MARS GRP. eine Auswahl von Iannones Arbeiten von 1977 bis hin zu aktuellen Werken, die in diesem Jahr entstanden sind. Aus ihrer seit 1959 vom abstrakten Expressionismus geprägten Malerei entwickelten sich ab 1967 jene figurative und mit zahlreichen Texten ausgestatteten Bilder und opulente Bildgeschichten, die - wie auch Iannones Videoinstallationen, Dichtungen und Songs - dem menschlichen Streben nach bedingungsloser Liebe und vollkommener Vereinigung gewidmet sind.

Die Verheißung von persönlicher Erfüllung und Frieden, kulinarische Genüsse, Spiritualität und Freundschaft sind die zentralen Themen, die Iannone in immer wieder neuen Variationen aufgreift. Wie kaum eine andere Künstlerin ihrer Generation hat Iannone an bigotten Konventionen gerüttelt, die sich bis in die Moderne erhalten haben: Während männlichen Künstlern das Privileg der lustvollen Darstellung des entblößten weiblichen Körpers vom kulturellen Establishment durchaus zugebilligt wurde, galt für Frauen der voyueristische Blick aufdas andere Geschlecht als unseriös und Ausdruck moralischer Erniedrigung. Bis in die achtziger Jahre wurden Iannones freizügige sexuelle und erotische Darstellungen zensiert und waren Einfuhrverboten und Beschlagnahmungen ausgesetzt.

"I was thinking of you" verfolgt den Wandel der künstlerischen Standpunkte Iannones über mehr als drei Jahrzehnte: So wird neben der Videobox "Follow me“ (1977), auch der Siebdruck "The Icelandic Saga“ (1989) zu sehen sein: Auf einer über vier Meter langen Stoffbahn vereinen sich sämtliche 48 Zeichnungen und Texte des zwischen 1978 und 1986 entstandenen Zyklus, in dem Iannone den Beginn ihrer Liebesgeschichte mit Dieter Roth beschreibt, mit dem sie bis zu seinem Tod als Freundin und künstlerische Gefährtin verbunden war.

"I am she, who is not Fluxus“ vermerkt Iannone auf ihrem Kunstwerk "The Fluxus Essay Box“ (1979). Seit einigen Jahren erfahren Iannones Werk und ihre Person in der jungen Berliner Kunstszene eine ungewöhnliche Resonanz, gerade weil sie sich beständig jeder einengenden Kategorisierung widersetzt hat. Während "I was thinking of you" Iannones Rolle in der europäischen Avantgarde der sechziger und siebziger Jahre dokumentiert, will die Ausstellung ebenso einen anderen Aspekt ihrer Arbeit verdeutlichen. Es gilt, den Blick für Iannones fortschrittliche Kunst zu schärfen, die zugleich absolute Hingabe und anarchischen Freiheitsdrang postuliert – und zwar für jeden.

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