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Eröffnung: Sonntag, 6. April 2008, um 11.30 Uhr

Pressetext:

Dörte Eißfeldt ist als Professorin an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig Mittelpunkt einer jungen Künstlergeneration, die sich mit dem Medium Fotografie beschäftigt. Als Forscherin begibt sich die 57-Jährige auf die Suche nach dem fotografischen Bild und unterzieht es wieder erneuten Prüfungen. Dabei wird besonders die Oberfläche formal und inhaltlich dekonstruiert. Sie wird hinterfragt, gedoppelt, auf mehrere Ebenen gehoben und zerteilt – immer auf der Suche nach der wahren Natur der Dinge. Hat das Bild einen Körper? Manche der Arbeiten Dörte Eißfeldtsbeantworten diese Frage mit „Ja“. Die Künstlerin hat sich nie nur mit dem Bild als Fläche begnügt. Ihre „Köpfe“ aus der Serie „Surface“ (1992) beispielsweise zeigen ein Gesicht, das auf mehreren Glasplatten ausbelichtet wurde und hintereinander im Raum steht. Nur von einem Punkt aus, sieht man das Bild genau. Auch ihre Serie „Portrait“ (1990), die ausdruckslose Gesichter formatfüllend zeigt, verharrt nicht in der Zweidimensionalität. Obwohl auf Fotopaper gebannt, also einem flachen Träger, wirken die Gesichter - mit ihren mal geschlossenen, mal geöffneten Augen – verblüffend plastisch, scheinen sich dem Betrachter aus der Fläche entgegenzurecken. Die „Wald“-Arbeiten (1991) hingegen stemmt sich mit aller Macht gegen die Dimension. Hier fotografierte Eißfeldt das dichte Blätterwerk eines Waldes. Spitze Lichter, sowie Schattenzonen wurden eliminiert, um den Baumkronen ein möglichst flaches, gleichmäßig graues Aussehen zu verleihen. Dennoch lebt er. Durch die Einzelbilder der Serie, die sich an den Rändern überlappen, kommt Bewegung in die Wipfel.

Eißfeldts „Flash Paintings“ (1995) entlarven Fehler so genannter Alter Meister, wie sie z.B. in renommierten Museen wie dem Pariser Louvre zu sehen sind. Die Künstlerin knipste die Gemälde heimlich mit Blitzlicht. Das Ergebnis offenbart zweierlei. Einerseits werden durch dieses Verfahren die unebenen und ausgebesserten Stellen in den Gemälden sichtbar, was die alten Werke von ihrem auratischen Sockel hinunter holt. Zum zweiten wird durch die Reflektion des Blitzes ein weiteres Bildelement hinzugefügt. Die weißen Lichtflecken in den Ölbildern erweitern sie um eine mystische, geisterhafte Komponente, indem sie dargestellte Gesten und Szenen teilweise löschen – was von den abgebildeten Figuren nicht unkommentiert bleibt. Auch die „Zeitungsbilder“ (2006) arbeiten mit gefundenen Motiven. Eißfeldt fotografiert Abbildungen aus Zeitungen so, dass sie um zusätzliche Komponenten ergänzt werden. Mal macht sie durch hindurch scheinendes Licht die Rückseite der Zeitung auf dem Foto sichtbar, mal kommentiert ein Falz oder Knick das abgedruckte Bild auf entscheidende Weise.

Besonders eindrucksvoll sind Dörte Eißfeldts Wellenbilder und – nomen est omen – ihre Eisfelder („I See Ice“). Während sich die Wellen in ihrer Serie „Conil“ von 2003 mächtig vor dem Betrachter auftürmen und durch die Unschärfen ständig in Bewegung zu sein scheinen, ruht das aufgetürmte Eis, das die Künstlerin in Island fotografierte, starr und still im Meer.

Biografie: * geboren 1950 in Hamburg. Lebt in Hamburg und Neuenkirchen. 1970-1976 Studium an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg 1983-1984 Lehrauftrag an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg 1985 1. Preis für Junge Europäische Fotografen, Deutsche Leasing AG Frankfurt 1981-1999 Mehrere Stipendien, u.a. der Barkenhoff Stiftung (Worpswede), der Künstlerstätte Schloß Bleckede, Arbeitsstipendium Deutscher Kunstfonds (Bonn), Niedersächsisches Künstlerstipendium seit 1991 Professur für Freie Kunst und Fotografie an der HBK Braunschweig

Ausstellungen (Auswahl): 2006 dog god, Marstall Ahrensburg, Stormarn (EA) 2006 Die Liebe zum Licht. Fotografie im 20. und 21. Jhd., Kunstmuseum Celle, Städtische Galerie Delmenhorst, Museum Bochum (GA) 2006 Behind the looking glass, Haus der Kunst, München (GA) 2005 Seestücke, Galerie Dörrie Priess, Berlin (GA) 2004 Taumelkäfer, Kunstverein Wolfenbüttel (EA) 2003 UP AND DOWN, Galerie der HBK Braunschweig (EA) 1999 Wellen, zu Gast in der Landschaftsgalerie im Altonaer Museum(EA) 1994 Siegfried, Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg (EA)

„Der experimentelle Umgang mit dem photographischen Bild zeichnet die Arbeiten von Dörte Eißfeldt aus. Mittels Techniken wie Montage, Mehrfachbelichtungen, Negativdruck und Ähnlichem löst sie das Medium aus seinem Abbildungsverhältnis zur Realität und nutzt es für eigene Bildideen. Die Spannung in ihren mittlerweile digital erzeugten Collagen resultiert dabei aus dem Aufeinandertreffen von Bildversatzstücken aus ganz unterschiedlichen Zusammenhängen. Aus ihren ästhetischen Verwandtschaften und Kontrasten, aus formalen und inhaltlichen Bezügen entsteht so ein vielschichtiges Assoziationsnetz.“ Norbert Schwontkowski

Wir bewegen uns auf einer hauchdünnen Membran zwischen der imaginären unendlichen inneren Welt und der sichtbaren und fassbaren Wirklichkeit unseres Alltags, unserer kleinen Welt. So eine Membran sind auch Bilder; ich versuche, die Qualitäten beider Welten miteinander in Schwingung zu versetzen, die Schnittstellen zum Klingen zu bringen.“ Dörte Eißfeldt

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Dörte Eißfeldt
CUMULUS
Arbeiten aus 20 Jahren