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In den vergangenen eineinhalb Jahren präsentierte das MMK Museum für Moderne Kunst die Ausstellungsreihe „Double“. In diesem Rahmen wurden neun historische Ausstellungen aus dem „Bremerhavener Kabinett für aktuelle Kunst“ in einem Nachbau dieses Ausstellungsraumes von Gregor Schneider rekonstruiert. Zu sehen waren legendäre Arbeiten von Reiner Ruthenbeck, Lawrence Weiner, Sol LeWitt, Gerhard Richter, Isa Genzken, Marina Abramovic/ Ulay, Wolfgang Laib, Andreas Slominski und Anri Sala. Zum Abschluss der Reihe präsentiert das MMK ab dem 13. November den Ausgangs- und Höhepunkt der ungewöhnlichen Ausstellungsreihe: den Nachbau des Ausstellungsortes mit dem Titel „N. Schmidt“. 
Der originale Raum mit der großen Schaufensterfront wurde 1967 von Jürgen Wesseler in der Bremerhavener Innenstadt als nicht-kommerzielle Ausstellungsplattform gegründet und dient seitdem als Experimentierraum der nationalen und internationalen Avantgarde. 2003 erwarb das MMK mit „N. Schmidt“ den Nachbau des Raumes von Gregor Schneider für seine Sammlung.
„Der Begriff des Double kann allgemein als zentral für das Werk von Gregor Schneider angesehen werden. Seine künstlerische Strategie ist die des Verdoppelns von Räumen, und so verwundert es nicht, dass die Konzeptidee für die Ausstellungsreihe vom Künstler selbst stammt“, sagt Dagmar Kürschner vom MMK, die das Ausstellungsprojekt zusammen mit Moritz Wesseler kuratiert. 
Schon zu Beginn seiner künstlerischen Karriere wurde Gregor Schneider vor allem für seine intensive Auseinandersetzung mit Räumen bekannt. Er knüpft mit seinen Arbeiten stets an real existierende Orte an zu denen er eine enge Verbindung hat und baut diese 1:1 nach. Eine große Bedeutung haben dabei für Schneider die nicht direkt sichtbaren Merkmale dieser Orte.
 
„N. Schmidt“ besteht zunächst einzig aus einem schlichten Raum mit weißen Wänden und bloßen Neonröhren an der Decke. Erst auf den zweiten Blick fallen die beiden ausgestreckten Beine am hinteren Ende des Raumes auf. Bekleidet mit einer schwarzen Hose und Herrenschuhen, ragen sie hinter einem Wandvorsprung hervor. Die Szene wirft Fragen auf: Was ist hier geschehen und handelt es sich bei dem liegenden Mann um besagten N. Schmidt? Eindeutig ist er ein wichtiger Bestandteil des Kunstwerks, während der Betrachter, der seine Assoziationen über das Gesehene anstellt, zum Augenzeugen der skurrilen Situation wird. Somit ist der Museumsbesucher selbst, wie auch N. Schmidt, ein Teil des Kunstwerks, mit jeweils individueller Wahrnehmung und Interpretation. 
Beim Betrachten des Werkes macht es jedoch einen großen Unterschied, ob sich der Ausstellungsraum in der Bremerhavener Einkaufsstraße oder in einem musealen Kontext wie dem MMK befindet. Sowohl der Originalraum als auch sein Double, haben ihre ganz spezifische Funktion und in ihrer Historie ihre eigene Aura. Eine Verdoppelung hingegen negiert genau den einmaligen Charakter eines Kunstwerkes. Es scheint, als sei nichts einmalig, nichts mit sich selbst identisch. Denn genau diese Doppelung stellt die Einmaligkeit in Frage.

Im Frühjahr 2011 erscheint eine umfangreiche Publikation zu der Ausstellungsreihe Double. 
 

Double - eine Ausstellungsreihe kuratiert von Gregor Schneider und Moritz Wesseler in Zusammenarbeit mit dem MMK

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Double:
Gregor Schneider: N. Schmidt
Kuratoren: Gregor Schneider, Moritz Wesseler