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Eröffnung: Sonntag, 25. September 2011, 15 Uhr

Eröffnung: Sonntag, 25. September 2011, 15 Uhr

Die Ausstellung “Double Take” versammelt Werke von Künstlern und Künstlerinnen aus dem In- und Ausland, die sich alle – wenn auch auf sehr unterschiedliche Art und Weise – mit dem so genannten zweiten Blick (double take) auseinandersetzen. Zunächst angezogen und eingefangen von einem Gefühl des Vertrauten und Bekannten kommt es zu einem Moment der Irritation, einem jähen Erkennen oder einem leisen Unbehagen. Dies kann durch minimale Veränderungen des Maßstabs, des Materials oder der Funktion uns scheinbar geläufiger und vertrauter Dinge und Situationen ausgelöst sein – Veränderungen, die sich erst bei genauerem Hinsehen offenbaren. Manche der ausgestellten Werke lösen nicht nur den zweiten, genaueren Blick beim Betrachter aus, sondern nehmen diesen selbst zum Ausgangspunkt der künstlerischen Arbeit, indem Strategien der Wiederholung und der Wiederaufführung (re-enactment) Anwendung finden. Das künstlerische Werk wird so zu einem Medium des permanenten Hinterfragens und Sich- Vergewisserns.

In jeweils eigenen Ausstellungsräumen sind Werke der sechs teilnehmenden Künstler bzw. Künstlergruppen zu sehen. Die schwedische Künstlerin Kajsa Dahlberg (Malmö, geb. 1973) präsentiert ein Recherche- und Buchprojekt, das sich mit dem 1929 erschienenen Werk “A Room of One‘s Own” von Virginia Woolf auseinandersetzt. Sämtliche handschriftliche Anmerkungen und Unterstreichungen aller in den Bibliotheken Berlins verfügbarer Exemplare des Buches (433 an der Zahl!) hat die Künstlerin in ein einziges Exemplar übertragen. Die kollektive Rezeption ist der eigenen vorgeschaltet und wirft die Frage auf, ob ein erster, unbefangener Blick überhaupt möglich ist. Eine neue Diaserie von Peter Piller (Hamburg, geb. 1968) mit dem Titel “Kraft” umfasst 40 unterschiedliche Aufnahmen des Logos des gleichnamigen Lebensmittelherstellers, die der Künstler im Vorbeifahren auf der Autobahn gemacht hat. Das immer gleiche Motiv variiert je nach Tempo, Tageszeit und Wetterlage. Wie eine Wiederholung eines Motivs nie identisch sein kann, so unterscheidet sich eine Wiederaufführung von dem ursprünglichen Ereignis. In der Differenz liegt eine Spannung, die von der Veränderlichkeit des Lebens erzählt. Das Video “Interview” (2003) von Jeanne Faust (Hamburg, geb. 1968) ist die Rekonstruktion eines gescheiterten Gesprächs der Künstlerin mit dem Schauspieler Lou Castel in Paris, der schon für Rainer Werner Fassbinder, Claude Chabrol und andere vor der Kamera gestanden hat. Die beim ersten Versuch verkorkste Begegnung wird mit einer Schauspielerin nachgespielt und gleichsam reinszeniert. Die Skulpturen und grafischen Arbeiten von Christian Haake (Bremen, geb. 1969) haben ihren Ausgangspunkt in Erinnerungen; sie funktionieren wie Auslöser von Assoziationsketten, die das scheinbar Vertraute und Heimelige durch eine Veränderung des Maßstabs bzw. der Funktion demaskieren. Die Bilder und Skulpturen von Joachim Grommek (Berlin, geb. 1957) arbeiten mit der klassischen, illusionistischen Strategie des Trompe-l’oeil; sie tun dies bemerkenswerter Weise im Bereich der abstrakten Kunst und stellen so unsere Wahrnehmung ungewohnt auf die Probe. Auf dem feinen Grat zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit, zwischen Selbst-Referentialität und Narration bewegen sich die Raumarbeiten des Künstlerpaares Thomas & Renée Rapedius (Berlin, geb. 1975/1973). Es lohnt sich, einen zweiten Blick zu wagen!

Zur Eröffnung gibt es einen Shuttle-Service zwischen Itzehoe und Hohenlockstedt. Anmeldung: buero@arthurboskamp-stiftung.de

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DOUBLE TAKE
Kuratorin: Brigitte Kölle

Künstler: Kajsa Dahlberg, Jeanne Faust, Joachim Grommek, Christian Haake, Peter Piller, Thomas & Renee Rapedius