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Seit nun mehr als zehn Jahren steht die junge britische Kunst im internationalen Scheinwerferlicht. Weltweit gefeiert und sich dabei ständig neu erfindend, zeigt sie dabei keine Anzeichen, ihren Schwung zu verlieren. Doch >Double Vision< geht über die mittlerweile bekannte >YBA< [Young British Art]-Formel hinaus. Die KünstlerInnen der Ausstellung haben eines gemeinsam: Sie alle lebten eine Zeit lang in Berlin als Gäste des DAAD Künstlerprogramms. Ihr Aufenthalt - ganz gleich ob nur für ein paar Monate oder ein ganzes Jahr - führte zu einer fruchtbaren Osmose zwischen dem Künstler/der Künstlerin und der jeweiligen Stadt, setzte dabei neue Energien frei und stattete sie mit einem unschätzbaren >doppelten< Blick aus, der dabei oftmals nachhaltige und unübersehbare Spuren in ihren Arbeiten hinterließ. Die Auswahl der gezeigten Medien deckt ein breites Spektrum ab und reicht von Malerei, Skulptur, Fotografie, Installation bis hin zu Sound-, Film- und Videoarbeiten von weithin bekannten KünstlerInnen unterschiedlicher Generationen, die in der Vergangenheit alle Schlüsselrollen in der Entwicklung der britischen Kunst spielten und zum Teil auch heute noch spielen.

Die Ausstellung zeigt Arbeiten, die sich direkt (Dean, Doherty, Willats)oder indirekt (Burgin, Collishaw) auf deutsche Orte und Begebenheiten beziehen, diesen Ausgangspunkt jedoch sofort zu einer universalen Erfahrung erweitern. Überdies besteht ein großer Teil der Ausstellung aus Arbeiten, die diese Verbindungen auf eine weniger augenfällige Weise deutlich machen und dennoch Zeugnis von Ideen und Inspirationen sind,die erstmals im Ausland entwickelt oder gefestigt wurden.

Damien Hirsts beständige Beschäftigung mit Vergänglichkeit, Liebe und Tod manifestiert sich in >Stripteaser< einem großen Wandschrank, der Skelette und chirurgische Instrumente enthält; daneben ist mit >What You Want Me to Say< eine Ton-Installation von Douglas Gordon zu sehen, bei der die gemurmelten Liebeserklärungen des Künstlers aus 12 Lautsprechern auf dem Boden zu hören sind. Der für seine nüchternen Foto-Text-Werke bekannte Victor Burgin präsentiert einen aufwendigen neuen Film, der Bezug nimmt auf eine schicksalhafte Begegnung zwischen Friedrich Nietzsche und Lou Andreas Salome in Leipzig, wenngleich dieser Ort im Film nie zu sehen ist; Tacita Dean zeigt in ihrem Film >Fernsehturm< einen faszinierenden Blick aus der Vogelperspektive über die Stadt und den Himmel von Berlin. Die Fütterung im Berliner Zoo zum Anlass nehmend ist die komplexe Videoinstallation von Mat Collishaw in einem Zelt untergebracht. Steve McQueen wird >Five Easy Pieces< zeigen, ein vereinnahmendes Werk skulpturaler Kinematographie. Stephen Willats präsentiert bedeutende Arbeiten aus den 70er Jahren neben Werken aus den 90er Jahren; mit einem Blick auf Personen, die in Berliner Hochhäusern leben, ergründen beide Fotoserien Identitätsbegriffe unter sozial benachteiligten Lebensbedingungen. Ebenso wie die Arbeit von Willats sind auch Willie Dohertys dunkle Fotografien von schiefen Treppen und einzelnen beleuchteten Fenstern, die nachts in den Straßen von Berlin aufgenommen wurden, speziell und allgemein, individuell und universal. Vong Phaophanits unheimlicher Turm aus Regalen, der mit langsam >schmelzenden< und herabtropfenden Klumpen Gummi beladen ist, ist eine Weiterentwicklung einer Installation, die er zum ersten Mal in Berlin entwickelte. Richard Hamiltons jüngste Gemälde sind das neuste Ergebnis einer Wiederbeschäftigung mit >Innenräumen< einem Thema, das in die 70er Jahre zurück reicht, als er in Berlin lebte. Whitereads Abgüsse von Hohlräumen hinter und unter einem Bücherregal, einem Tisch und einem Boden erzeugen ein gespenstisches Echo von Räumen, während Wentworths Sammlung gefundener Teller einer spielerischen Aussage über Gedächtnis und Geschichte gleicht. Gespalten, auseinandergeschnitten und zerlegt, enthüllen Richard Wilsons neue Möbel-Skulpturen, was normalerweise versteckt bleibt. >Star City< der neuste Film von Jane und Louise Wilson, setzt deren Auseinandersetzung mit Orten der Macht fort: hier werden wir ins Innere eines russischen Weltraum-Trainingszentrums in der Nähe von Moskau geführt. (Andrea Schlieker)

Eine Ausstellung in Kooperation mit dem British Council und dem DAAD. Der Ausstellungskatalog wurde durch die Henry Moore Foundation und mit zusätzlicher Unterstützung durch den British Council und den DAAD ermöglicht.

Pressetext

only in german

Double Vision
Kuratiert von Andrea Schlieker

mit Damien Hirst, Douglas Gordon, Victor Burgin, Tacita Dean, Mat Collishaw, Steve McQueen, Stephen Willats, Willie Doherty, Vong Phaophanit, Richard Hamilton, Rachel Whiteread, Richard Wilson, u.a.