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Eberhard Havekost (geb. 1967) ist im Kunstmuseum Wolfsburg kein Unbekannter. Eine Reihe von Werken des Künstlers war bereits im Jahr 2003 in der Ausstellung Painting Pictures: Malerei und Medien im digitalen Zeitalter vertreten. Wie so oft, greifen Ausstellungs- und Sammeltätigkeit am Beispiel dieses Künstlers am Museum ineinander. Im Jahr des zehnjährigen Jubiläums des Museums (2004) gelang es, eine mehrteilige Werkgruppe für den Verbleib in der Sammlung zu erwerben. Dieser Ankauf konnte noch durch eine Dauerleihgabe ergänzt werden, die das Museum nun in die glückliche Lage versetzt, die Evolution im Werk Havekosts innerhalb der Sammlung zu beobachten.

Noch vor Eröffnung des Museums wurde 1992 die beschriebene Bipolarität von Sammlung und Ausstellung als zentraler Aspekt der Museumskonzeption festgelegt. Neben der Organisation einer Vielzahl von Ausstellungen stellte das Kunstmuseum das Wachsen seiner Sammlung regelmäßig in Ausstellungsreihen vor.

Die Präsentation von Werken der Sammlung unter dem Titel Generation X: Junge Kunst aus der Sammlung, eröffnet am 08. Juli 2005 und ergänzt um einige Leihgaben, thematisiert die Frage nach einer Generationszugehörigkeit von Künstlern. Die Ausstellung der Werke von Eberhard Havekost ist in die Präsentation der Sammlungsausstellung integriert und führt so die enge Verflechtung von Ausstellungs- und Sammeltätigkeit am Kunstmuseum Wolfsburg vor Augen.

Ausgehend von vier in der Sammlung des Kunstmuseum Wolfsburg vorhandenen Werken bzw. Werkgruppen Havekosts, Intro 2 von 2001, sowie Filter 2, Stuhl und Dresden 3 (1-4) aus dem Jahre 2003 werden Arbeiten und Serien von 1998 bis heute gezeigt. Der Großteil der Bilder entstand in den letzten fünf Jahren, mit PC 1 (1/2-2/2), WD 98, 1998 und Dresden 2 (1/2-2/2), 1999 gibt es jedoch auch einen programmatischen Abstecher ins Frühwerk, der seine intensive Beschäftigung mit Innen- und Außenräumen sowie Porträts bereits ankündigt. Neben bekannten Werken wird die Ausstellung auch neue, jüngst fertig gestellte Serien von Gemälden vorstellen. Mit ca. 100 Einzelwerken ermöglicht sie einen Einblick in das bisherige umfangreiche Schaffen und die eher intensiv als extensiv erarbeitete Themenpalette des Künstlers.

Der Künstler Eberhard Havekost befasst sich in seinen Bildern mit der menschlichen Wahrnehmung von Alltag, von Nebensächlichkeiten, mit dem flüchtigen, oberflächlichen und auch unbewussten Sehen. Nur schwer ist die Frage zu beantworten, was eigentlich gesehen oder gar wahrgenommen wurde. Havekost fertigt seine Gemälde auf der Grundlage fotografischer Vorlagen an, die er in Schnappschüssen gleich selbst anfertigt und am Computer bearbeitet.

Dem aufmerksamen Beobachter seiner Werke wird sich neben der inhaltlichen Komponente eine zweite Betrachtungsebene erschließen, die formale Gestalt der Arbeiten. Havekosts formales Interesse in seiner Malerei kommt besonders zum Ausdruck. Eberhard Havekost zählt zu den Künstlern, die mit ihren Werken unser Bewusstsein schärfen, uns einen neuen Bildbegriff vor Augen führen. Der Künstler hat in der Weiterentwicklung des Mediums der Malerei ein adäquates Instrument zur Umsetzung seiner Vorstellungen erkannt. Er greift Unsicherheit, Angst und Zweifel vor der Zukunft auf und verarbeitet diese in seinen Werken. Eine wichtige Bildstrategie des Künstlers ist die Wahl eines Ausschnitts des Motivs. Havekost arbeitet innerhalb einer Serie mit unterschiedlichen Flächenkompositionen. Ein weiteres künstlerisches Mittel ist die Verzerrung, die Veränderung von Maßen und Verhältnissen. Dem Betrachter, der die zugrunde liegende Vorlage nicht kennt, wird dieses Phänomen zum Teil nicht bewusst. Gleichzeitig unterliegt auch die Farbigkeit dem Gestaltungswillen des Künstlers: Keines der Bilder dürfte exakt der Farbigkeit entsprechen, die die Vorlage aufweist. Dem Beobachter nicht verschlossen und somit unmittelbar auffällig ist eine weitere Bearbeitungsstrategie des Künstlers: die malerische Überarbeitung.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Hatje Cantz Verlag mit einem Vorwort von Thomas Köhler sowie Texten von Annelie Lütgens, Ludwig Seyfarth und Susanne Köhler. Der Katalog umfasst ca. 128 Seiten mit über 100 Farbabbildungen.

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