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Die Galerie Max Hetzler zeigt erstmalig Fotografien von Edgar Cleijne.

Die in den Räumen in der Holzmarktstraße ausgestellten Bilder zeigen eine in Lagos, Nigeria aufgenommene Serie von Bürointerieurs und Luftansichten.

Die Fotografien fordern dazu auf, sich mit unterschiedlichen Maßstäben zu beschäftigen. Sie alle sind Reflektionen über menschliches Eingreifen. Luftaufnahmen zeigen die Auswirkung solchen Eingreifens auf der Makro-Ebene ebenso wie Bürointerieurs, wo die Identität des Benutzers sich aus der unablässigen Wechselwirkung zwischen Persönlichem und Formalem entstehend nach außen ausdehnt.

Im Büro des Bischofs hängt sein Portrait weit oben an der Wand über dem Platz, an dem er normalerweise sitzt, seine Abwesenheit verstärkend. Die sich räkelnde Frau im Büro des Nationalen Theaters entkommt der Langeweile, indem sie sich in ein unauffällig an der Wand ihres ansonsten leeren Raumes angebrachten Familienfotos hineinträumt. Eine kleine hölzerne Schnitzerei auf dem Kühlschrank des Polizeikommisars erinnert ihn daran, daß er beten soll.

Die in den Luftaufnahmen ausgemachten Gegebenheiten scheinen Extremfälle darzustellen, beschreiben aber vielmehr die Art, auf die Afrika mit dem Erbe kultureller Invasion umgeht. Sich nicht absorbieren lassend, fordern die Menschen die sogenannten kulturellen Errungenschaften heraus und verwandeln auf diese Weise ein bedrückendes, dysfunktionales Szenario in ein funktionierendes Arbeitsumfeld.

Eine der Fotografien aus der Reihe der Luftaufnahmen zeigt einen Handelskomplex, ein "Geschenk" der jugoslawischen Regierung, in den siebziger Jahren einmal benutzt und dann für mehr als zwanzig Jahre verlassen. Vor einer Weile hat eine Gruppe von Ersatzteilhändlern den Bau mehrerer individueller Blöcke am Rand des alten Komplexes in Auftrag gegeben. Diese Gebäude breiten sich dicht von den ehemaligen Außenwänden ausgehend aus. Um das schwere Geschäft der Händler zu erleichtern, haben sich Banken, untereinander im Wettbewerb, in der festungsartigen Struktur der originären Hallen niedergelassen.

In Edgar Ceijne's Arbeit geht es weniger um Ästhetik, als vielmehr um die Idee von Identität im Raum.

Die von den Bewohnern von Lagos bewußt getroffenen Entscheidungen über den Raum zwingen den Betrachter, seine Interpretation zu überdenken. Cleijne versucht die Fiktion in der Realität zu orten, und es ist die Verbindung und fortlaufende Interferenz zwischen Fakt und Fiktion in einer gerahmten Wirklichkeit, die er in seiner Fotografie erforscht.

Das "Harvard Project on the City" brachte 1997 Edgar Cleijne und Rem Koolhaas zu einem mehrjährigen Projekt zusammen, dessen Erkenntnisse Cleijne als Fotograf und Projektkoordinator maßgeblich mitentwickelt hat. Dieses Projekt ist ein Versuch, eine neue Sprache zur Beschreibung und Erklärung neu entstehender extremer urbaner Gegebenheiten zu entwickeln, für die es in der traditionellen Architektur bislang keine Begriffe gibt. Im Taschen Verlag erscheint im Herbst 2004 ein Bildband mit dem Titel "Harvard Project on the City of Lagos".

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Edgar Cleijne
Ort: Holzmarktstraße 15-18