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Im Frühjahr 2010 steht das Kunstmuseum Bern ganz im Zeichen des Londoner Malers und Zeichners Edward Burne-Jones (1833-98). Dieser Hauptvertreter der in Kontinentaleuropa bis anhin vernachlässigten spätviktorianischen Kunst wird in einer gross angelegten monografischen Schau erstmals in der Schweiz präsentiert. Die Ausstellung, die zusammen mit der Staatsgalerie Stuttgart – welche zentrale Werke des Präraffaeliten besitzt – konzipiert wird, vereint rund hundert Gemälde und Zeichnungen, Möbel und Glasfenster dieses faszinierenden Meisters des englischen Symbolismus.

Anknüpfungspunkt für die Besuchenden wird indes Ferdinand Hodlers Symbolistische Vision sein, da sich der Schweizer in einigen Gemälden auf das Vorbild Burne-Jones bezog. Der Titel der Ausstellung verweist auf eine der wichtigsten literarischen Quellen, aus der Burne-Jones die Inspiration für seine erzählerischen Zyklen bezog, William Morris’ Erfolgsbuch The Earthly Paradise (1868). Dieser Titel charakterisiert zugleich ein konzeptuelles Hauptanliegen des Malers, denn sein gesamtes Werk kann als idealistischer Gegenentwurf zum prosaischen, von den Auswirkungen der industriellen Revolution geprägten Alltag der spätviktorianischen Zeit verstanden werden. Morris, seit der gemeinsamen Studienzeit in Oxford engster Freund, Weggefährte und Geschäftspartner von Edward Burne-Jones, erzählt in The Earthly Paradise in archaisierender Sprache altnordische, mittelalterliche und klassische griechische Sagen und Legenden neu.

Die Verbindung klassischer Stoffe mit mittelalterlichen Erzählformen kommt sicher der persönlichen Vorstellung Burne-Jones’ von einer idealen Zeit, eben einem Irdischen Paradies, sehr nahe. Die faszinierende Welt der Antike mit ihrer teilweise drastischen Erotik, Tragik und Brutalität wird durch das milde Licht einer weihevollen, von christlichen Idealen geprägten Zeit betrachtet. In seinen malerischen Zyklen zeigt der ehemalige Theologie-Student Burne-Jones Menschen stets auf einer Art Pilgerreise, deren einzelne Etappen jedoch schon die Sublimierung erahnen lassen, die das Ende des Weges verspricht.

Neben der Perseus-Folge werden weitere wichtige Bilderzählungen in der Ausstellung zu sehen sein: Der großformatige, gemeinsam mit Walter Crane vollendete Zyklus zu Amor und Psyche oder etwa der vierteilige Pygmalion-Zyklus. Aus mittelalterlichen Quellen entwickelte er den christlichen Georgs-Zyklus, die märchenhaft und intensiv farbigen Dornröschen-Darstellungen und die erschütternden Seelen am Ufer der Styx.

Kuratoren: Matthias Frehner (Kunstmuseum Bern), Sean Rainbird und Christopher Conrad (Staatsgalerie Stuttgart)

Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit der >Staatsgalerie Stuttgart, wo sie vom 24. Oktober 2009 bis zum 7. Februar 2010 zu sehen war.