press release only in german

effects in relation

Der von Bourriaud entwickelte Begriff der „relationalen Ästhetik“ beurteilt Kunstwerke auf der Grundlage der zwischenmenschlichen Beziehungen, die sie repräsentieren, produzieren oder fordern. Nach Bourriauds Aussage lässt sich dieses Paradigma nicht nur auf Kunstwerke, sondern auch auf ganze Ausstellungen anwenden. So soll ein soziales Umfeld entstehen, in dem Menschen zusammenkommen können, was aber auch zu einer Abkehr von den eigentlichen Kunstgegenständen führen kann. (Nicolas Bourriaud: Relational Aesthetics, Paris 2002)

Kunst umfasst ein breites Spektrum menschlicher Erfahrungen, Gefühle, Überzeugungen und Gedanken, die – in ästhetische Formen überführt – die Sinne ansprechen und emotionale und intellektuelle Reaktionen auslösen. Die Ausstellung effects in relation will nun anhand der Kunstwerke von sechs internationalen Künstlern - Patrick Baumüller, Sandro Dukic, Hans Kotter, Michael Nitsche, Lukas Troberg und Slaven Tolj - dieses Phänomen herausarbeiten. Was uns Menschen letztlich ausmacht sind unsere Sinneseindrücke und die Fähigkeit diese zu Erfahrungen zu verarbeiten. Unsere reale Welt ist immer ein Produkt dessen, was wir unmittelbar gerade erleben und dessen, was wir vorher bereits erlebt haben. Die Reflektion in den Leuchtkästen von Hans Kotter macht es dem Betrachter möglich, sich selbst in der Galerielandschaft zu sehen und mit der Umgebung und auch den anderen Kunstwerken Kontakt aufzunehmen. Michael Nitsches großformatige Skulptur, mit Paraffin überzogen, zeigt spielerische Antihelden, die als Teil einer fantastischen Welt ein Gegengewicht zum Alltag bilden. In seinen Zeichnungen tobt diese Fantasiewelt. Die Säule Bogey-Woogie von Patrick Baumüller stellt sich frech zu den bestehenden Raumsäulen und bricht somit die strenge Struktur des Galerieraumes. Die Verwendung von buntem PU-Schaum zur Verklebung der einzelnen Styroporplatten, verleiht der Skulptur eine leichtfüßige Verspieltheit. Lukas Troberg beschäftigt sich in der Lichtinstallation SORRY, einerseits mit seinen Wurzeln, die in Graffiti und Street Art liegen, wo die "perfekte Linie" zwischen Plan und Zufall steht, andererseits durchleuchtet er das zeitliche Paradoxon, das zwischen anfänglicher Wahrnehmung des Betrachters und dem tatsächlichen kreativen Arbeitsprozess steckt. Der 9teilige Fotozyklus correlation of inner images von Sandro Đukić thematisiert das Innenleben der Menschen sowie ihre Beziehungen zueinander. Slaven Tolj baut sein Werk an der engen Grenze zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem auf - durch das Medium der Fotografie, aber auch in Installationen und Performances. Der kaum wahrnehmbare Riss läßt seine Arbeit Kraft ausstrahlen, die, egal wie persönlich sie erscheinen mag, den politischen Aspekt in der Kunst oder das Konzept der Kunst für das breite Publikum kritisch beleuchtet. (Michaela Stock)