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Der erste Blick vieler Berlinreisender gilt der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Ihre große symbolische Bedeutung als Mahnmal gegen den Krieg und Zeichen des Neubeginns machte sie zu einem Wahrzeichen der Stadt Berlin. Der Architekt, dem dieses Meisterwerk zu verdanken ist, heißt Egon Eiermann.

Anlässlich des hundertsten Geburtstages von Egon Eiermann zeigt das Bauhaus-Archiv die erste große Gesamtschau zu seinem faszinierend vielseitigen Werk. Seinen internationalen Ruf als Architekt der Moderne und des neuen demokratischen Deutschlands begründete er mit dem Pavillon für die Weltausstellung in Brüssel (1958). Weitere bedeutende Bauaufgaben für die Bundesrepublik schlossen sich an: die deutsche Botschaft in Washington und das Abgeordnetenhaus des Bundestages in Bonn ("Langer Eugen"). die Hauptzentrale des Neckermann-Versandhauses in Frankfurt am Main, Verwaltungskomplexe für IBM in Stuttgart und Olivetti Frankfurt am Main.

In Fachkreisen war Egon Eiermann bereits in den dreißiger Jahren ein Begriff. Nach dem Studium bei Hans Poelzig spezialisierte er sich auf Bauaufgaben, in denen die Moderne auch im Nationalsozialismus gewollt war. So setzte er seine Vorstellungen von moderner Architektur im Bereich des Industriebaus, im Ausstellungs- und Ladenbau, aber auch bei Einfamilienhäusern um. Über die Kriegsjahre hinweg fand Eiermann zu einer Architektursprache, die er nach 1945 bruchlos weiterführen konnte.

Schon 1947 erhielt Eiermann einen Ruf an die Technische Hochschule Karlsruhe, wo er den Lehrstuhl für Bauplanung und Entwerfen übernahm. Als temperamentvoller und engagierter Lehrer konnte er eine zahlreiche Schülerschaft an sich binden.

Alle Werke Eiermanns verbindet eine Kontinuität in der architektonischen Sprache. Sie zeichnet sich bereits in seinem Frühwerk durch die präzise, sichere Einfachheit des Grundrisses und die funktionale Klarheit des Baukörpers aus. Seine Bauten scheinen leicht, einfach, fast heiter durch ihre Transparenz und Offenheit. Das gilt auch für die Innenausstattung: Tische, Stühle, Treppengeländer, Garderoben - alles bildet eine gestalterische Einheit mit der Architektur. Mit Tischgestellen und Stühlen schrieb er erfolgreich Designgeschichte. Er ging sogar soweit, sich mit Bestattungskultur auseinanderzusetzen.

Die Ausstellung zeigt umfassend alle Aspekte seines Schaffens. Skizzen und Zeichnungen machen den Werkprozess transparent, maßstabsgerechte Modellbauten vermitteln einen anschaulichen Eindruck, eine Computersimulation visualisiert den Pavillon der Weltausstellung Brüssel, Briefe und Dokumente geben Einblick in die Büroarbeit.

Die Ausstellung wird vom Bauhaus-Archiv Berlin und dem Südwestdeutschen Archiv für Architektur und Ingenieurbau (saai) an der Universität Karlsruhe (TH) in Zusammenarbeit mit der Städtischen Galerie Karlsruhe ausgerichtet.

Es erscheint ein Katalog mit 224 Seiten und 308 Abbildungen

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Egon Eiermann "Die Kontinuität der Moderne"