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Nusser & Baumgart freut sich, in der kommenden Ausstellung die beiden aus München stammenden Künstler Michael Wesely (1963) und Stefan Schessl (1967) im Dialog zu präsentieren. Weisen die fotografischen Werke von Michael Wesely und die Malereien von Stefan Schessl auf den ersten Blick wenig Gemeinsamkeiten auf, so eröffnet sich im Dialog ein anderer Blick. Es findet sich eine Übereinstimmung im künstlerischen Ansatz, die sich als Unterlaufen von vorgewussten Bildern beschreiben lässt; - als Interesse an einem anderen Blick auf das, was im jeweiligen Medium ein "Bild" ist und leisten kann: Michael Wesely lässt in seinen Langzeitaufnahmen mit teilweise extrem ausgedehnten Belichtungszeiten fotografische Bilder entstehen, die sich einer Abbildhaftigkeit verweigern, so wie Stefan Schessl mit Hilfe diverser materieller Verfahren die Malerei an eine Grenze treibt, wo sie ihre Bildhaftigkeit verliert und dekonstruiert wird. Michael Wesely hält durch seine Langzeitaufnahmen, welche teilweise mehrere Jahre umfassen, nicht nur einen Moment, sondern ganze Zeitspannen fest. Es entstehen Bilder, die wir zu sehen nicht gewohnt sind: Den Fotografien Weselys sind der Verlauf der Zeit, der Fluss von Bewegungen und Abläufen eingeschrieben, ohne diese jedoch unmittelbar zu zeigen. Gebrauchsspuren und Farbschlieren suggerieren bei den Bildern und Papierarbeiten Stefan Schessls (*1967) eine Geschichte, eine Herkunft aus möglicherweise graphischen und zeichenhaften Kontexten, sind tatsächlich aber die Folge einer Malerei, bei der das Sichtbare die Überreste dessen darstellt, was in einem aufwendigem Herstellungsprozess durch Schichtungen und deren nachträglicher Entfernung entwickelt wurde.

Michael Wesely und Stefan Schessl versuchen nicht, das real Sichtbare zu interpretieren. Stattdessen lassen beide Künstler eine paradoxe Souveränität der Vieldeutigkeit und Abstraktion entstehen – die als mögliche Fixpunkte dienenden Aspekte wie Raum und Zeit scheinen sich dabei aufzulösen. Darüber hinaus wird bei beiden künstlerischen Positionen die technische bzw. materielle Einschreibung zum expliziten Thema: Spuren – die von Licht oder Farbe - schichten und überlagern sich auf komplexe Weise. Diese nicht mehr bildhaften „Bilder“ evozieren ein gleichermaßen intellektuelles wie ästhetisch dichtes und sinnliches Erlebnis.


Michael Wesely besuchte von 1986 bis 1988 die Bayerische Staatslehranstalt für Fotografie in München. Anschließend studierte er an der Akademie der Bildenden Künste München. Weselys Arbeiten wurden weltweit in Museen und Institutionen wie Alte Nationalgalerie (Berlin), Berlinische Galerie (Berlin), Museum of Modern Art (New York), Museum voor Fotografie (Antwerpen) ausgestellt. Michael Wesely lebt in Berlin.

Stefan Schessl studierte von 1988 bis 1994 Malerei unter den Professoren Rudi Tröger und Jerry Zeniuk an der Akademie der Bildenden Künste in München. Nach der Auszeichnung mit dem Bayerischen Staatsförderpreis (2000) folgten Gastaufenthalte in Paris und New York. Neben seiner künstlerischen Arbeit übt Schessl kuratorische Tätigkeiten aus, hält Vorträge und verfasst Texte zum Thema der Malerei. Stefan Schessl lebt in Leipzig.

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ein anderer Blick
Stefan Schessl / Michael Wesely