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Ein rebellischer Visionär: Retrospektive Vjenceslav Richter
23.03.2018 - 02.09.2018
Eröffnung: 22.03.2018, 19 Uhr

In Kooperation mit dem MSU / Museum of Contemporary Art Zagreb

Kuratiert von: Vesna Mestric
Co-Kuratorin: Gudrun Danzer

Der kroatische Architekt, Stadtplaner, Designer, Plastiker, Maler und Grafiker Vjenceslav Richter (1917–2002) ist mit Graz durch seine Teilnahme an den trigon-Ausstellungen 1967 bis 1975 verbunden. Richters ganzheitliches Denken wurzelt im Bauhaus und in der geometrisch-konstruktiven Abstraktion der Zwischenkriegszeit und entfaltete sich im Umfeld der europäischen Avantgarden der 1950er- und 1960er-Jahre.

Diese Retrospektive ist eine adaptierte Übernahme aus dem MSU (Museum für zeitgenössische Kunst) Zagreb und bietet einen Einblick in das vielfältige Schaffen Richters. Zu sehen sind Architekturentwürfe und -modelle, fotografische Dokumentationen seiner Bauten und Möbelstücke sowie Arbeiten aus dem Bereich der bildenden Kunst, wie „Systemplastiken“ oder „Raumbilder“.

Diese Retrospektive, die anlässlich seines 100. Geburtstages konzipiert wurde, zeigt Vjenceslav Richters architektonische und künstlerische Arbeit zwischen 1949 und 1999. Richters Gesamtwerk wurde bislang niemals ganz präsentiert, nur teilweise in Form von Einzelausstellungen. Einzelne Arbeiten waren jedoch in vielen Gruppen- und Themenausstellungen im In- und Ausland zu sehen. In Graz wurden Arbeiten des Künstlers allerdings schon oft gezeigt: im Rahmen von trigon 67, trigon 75, der trigon-Personale 1972 sowie in zahlreichen Sammlungsausstellungen, in denen Werke von Richter aus den Beständen der Neuen Galerie Graz zu sehen waren.

Ausgangspunkt für Richters Werk ist die Synthese bzw. der synthetische Ansatz, auf dem alle Segmente seines Werkes, sein theoretisches Denken und seine experimentelle Forschungstätigkeit beruhen. In der Ausstellung wird die Anwendung dieses holistischen Denkens auf die verschiedenen Tätigkeitsbereiche Richters untersucht. Aus dieser Perspektive werden etwa die Entwürfe für Ausstellungspavillons aus den 1950er- und 1960er-Jahren gezeigt, aber auch Wohn- und Industriearchitektur sowie das visionäre Urbanismus-Projekt des „Synthurbanismus“. Der „Synthurbanismus“, der im Umfeld der internationalen utopistischen Architektur der 1960er- und 1970er-Jahre zu sehen ist, hat Richter über mehrere Jahrzehnte beschäftigt und er hat ihn auf der ganzen Welt in diversen Ausstellungen präsentiert.

Ziel dieses Ausstellungsprojektes ist es, Richters künstlerisches und architektonisches Opus sowie seine Rolle im Kontext der europäischen Moderne in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu würdigen. Jugoslawien als kommunistischer, aber blockfreier Staat spielte damals in Europa eine Sonderrolle: Dort fanden künstlerische Konzepte, die nicht nur auf die Veränderung der Kunst, sondern durch diese auch auf gesellschaftliche Veränderungen abzielten, offizielle Unterstützung. Es war kein Zufall, dass die Ausstellungsreihe der „Neuen Tendenzen“ („Nove Tendencije“), an der die Protagonisten der europäischen konkret-abstrakten Avantgarde teilnahmen, in den Jahren 1961 bis 1973 in Zagreb organisiert wurde bzw. von dort ihren Ausgang nahm. Richter spielte darin eine zentrale Rolle.

Die Ausstellung vermittelt einen klaren Überblick über die Arbeit von Vjenceslav Richter – von den ersten architektonischen Blaupausen für Ausstellungspavillons bis hin zur Malerei und Skulptur, zu seiner Architektur und zu den visionären urbanistischen Projekten.